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A mad. Louise, raugraffin zu Pfaltz, a Hernhaussen.
Marly den 11 Juni 1711.
Hertzallerliebe Louisse, ich war willens, vergangen sontag auff
Ewern lieben brieff von Pfingstmontag zu andtwortten, habe aber
ohnmöglich dazu gelangen können; den morgendts verlohr ich viel
zeit, den ich that eine lange vissitte ahn madame la princesse, so her
kommen war wegen ihres dochter-man, dem duc du Maine, so auff
einem stutz vom schlag ist gerührt worden, daß man ihn vor todt
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gehalten; ist in abscheüliche gichter gefahlen, 3 stundt hatt er recht
mitt dem todt gerungen, aber man ist ihm so woll zu hülff
kommen, daß man ihn salvirt hatt. Selbigen abendts muste ich mitt
dem könig in die pfarkirch, wo eine solche erschreckliche hitz war,
daß ich wider kam, alß wen man mich ins waßer getaucht
hette, muste mich kämmen laßen undt anderst ahnthun, hatte nur
der zeit, ma tante brieff außzuschreiben. Gestern habe ich noch
eins von Ewern lieben brieffen entpfangen, auff daß aber werde ich
erst biß sontag andtwortten. Aber man rufft mich, ich muß mitt
dem könig in die kirch, nach der kirch werde ich außschreiben.
Donnerstag den 11 Juni umb 8 abendts.
In dießem augenblick kommen wir auß der kirch. Ich habe
schon von hembt geendert undt man kämbt mich jetzt. Ich bin,
alß wen man mich auß dem waßer gezogen hette, die hitze ist
abscheülich. Es ist aber auch woll einmahl zeit, daß ich auff Ewer
schreiben komme, liebe Louisse! Es ist ein recht glück vor mich
geweßen, daß Ihr mir apart von Hannover geschrieben, sonsten
wer ich in todtesangsten geweßen, den ma tante paquet hatt mir
gantz gefehlt; also, hette ich Ewern lieben brieff nicht bekommen,
hette ich ma tante kranck gemeint, aber durch Ewern brieff habe
ich, gott lob, gesehen, daß I. L. woll: also bin ich zwar boß auff
den neüen secretari geweßen, so mein paquet negligirt hatt, aber
gar nicht in sorgen, bin Eüch also, liebe Louisse, recht verobligirt,
mir von Hannover auß geschriben zu haben. Es ist leyder nur zu
war, daß meine arme dochter von 5 kindern, so sie gehabt, die 3
alsten, alß nehmblich 2 prinzessinen undt einen printz, in 8 tagen
verlohren hatt undt gar kein ihrtum. Ihr elste dochter wer im
October 11 jahr alt worden, die 2 ist im vergangenen December
9 jahr alt worden undt der printz ist im 28 Januari 7 jahr alt
worden. Mein arme dochter kan sich noch gar nicht wider
erhollen; gestehe, daß mir diß unglück sehr zu hertzen gangen undt
noch schwer auff der brust. Alle die, so die arme kinder gesehen
undt gekendt haben … Es war unmoglich, meiner dochter kinder
todt zu verhehlen, den mein dochter hatt alle sorg vor sie undt ist
eygendtlich ihrer kinder hoffmeisterin selber. [Euch] sage ich danck,
liebe Louisse, vor die gutte wünsche, so Ihr vor meine noch 2
lebendige enckeln thut. Vor meiner dochter ist mir recht bang, den
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sie hatt ihr kindt nicht gefühlt seyder der andern todt. Ich fürcht,
der schrecken von meiner dochter hatt es auch umbgebracht, undt
wen daß were, würde mein arme dochter selber in gefahr sein. Daß
man selber baldt sterben [wird], tröst gar nicht, contrarie, daß ist
ahm schlimbsten. Von Amellise will ich nichts sagen, umb Eüch
nicht dran zu erinern. Es ist gewiß, daß niemandt in der weldt
einen erwünschstern humor hatt, alß unßere liebe churfürstin. Ich
hoffe, sie wirdt über hundert jahr erreichen. Der allmachtige
verleye es! Mitt willen verderbe ich meine gesundtheit gar nicht, aber
mein alter verdirbts genung. Adieu, hertzlieb Louisse! Ich
ambrassire Eüch von hertzen undt werde Eüch all mein leben lieb
behalten.