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A mad. Louise, raugraffin zu Pfaltz, a Hernhaussen.
Fontainebleau den 23 Julli 1712, umb 9 uhr abendts.
Hertzallerliebe Louisse, ich habe Ewer liebes schreiben vom 8
mitt ma tante ihres von 11 dießes monts zu recht entpfangen, aber
ohnmöglich drauff andtwortten konnen; den wir haben 3 tag nach
einander in der großen hitze gejagt, seindt erst nach 7 nach hauß
komen, undt so baldt ich ahnkomme, muß ich mich von haubt zu
füßen anderst ahnthun, habe hernach wenig zeit, wie Ihr leicht
gedencken könt. Gott gebe, daß Ihr mir noch lang schreiben mogt,
daß I. L. ma tante, unßere hertzliebe churfürstin, den gantzen tour
von ihrem gartten gethan! Daß könte ich nicht mehr thun, aber
Ihr seydt 10 gantzer jahr jünger, alß ich, Eüch kompt es noch
zu; kan Eüch nicht laßen zu sagen, daß Ihr Eüch in Ewerm gehen
erhalt, den kompt man einmahl davon ab, kan man nicht wider
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dazu gelangen, undt gehen ist gewiß gesundt. Daß stehet woll
ahn churfürstlichen hoff, wen sie groß sein undt viellerley leütte
haben. Der junge Frießenhaußen gleicht seinem vatter woll
perfect von gesicht, aber nicht von taille. Ich wolte gern lenger
fortschreiben undt auff alles andtworten, aber ich kan ohnmoglich heütte
mehr sagen, alß daß ich glaube, daß Ihr lieber einen kurtzen, alß
keinen brieff werdet haben wollen, so Eüch versichert, daß ich Eüch
allezeit von hertzen lieb behalten.