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A mad. Louise, raugraffin zu Pfaltz, a Hernhaussen.
Fontainebleau den 31 Augusti 1712, umb 9 abendts.
Hertzallerliebe Louisse, wir haben heütte 4 stundt gejagt.
Seyder ich von der jagt kommen, habe ich kaum die zeit gehabt,
ahn ma tante außzuschreiben; jedoch weillen ich Eüch versprochen,
daß ich Eüch schreiben werde, wen ich ein augenblick zeit haben
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werde, also will ich es auch dießen abendt nicht verseümen. Daß
hertz habe ich, gott lob, gar gesundt, allein große schmertzen in
den füßen undt knien, kan gar keine reverentz machen, auch keine
stiege steygen undt die fußsollen brenen mich wie ein fewer undt
die beine undt knorbel seindt mir gar starck geschwollen, aber
sonsten es ich woll, habe gutten apetit, schlaffe auch zimblich woll
undt fühle sonsten nichts, glaube, daß ich endtlich gar lahm werden
werden. Ich ersticke recht, wen ich gedencke, daß ich ein liebes
schreiben von Eüch habe vom 1. 8. 15, ohne drauff zu antwortten
konnen, nur daß sagen, daß es mir leydt, daß Ewere gesundtheit
nicht perfect. Gott gebe, daß ich baldt vernehmen möge, daß Ihr
wider woll seydt! Ach, mein gott, da kommen wider viel leütte
herrein, kan also nichts mehr sagen, alß daß ich Eüch von hertzen
lieb behalte. Heütte über 14 tag werden wir hir weg, welches
mir recht leydt ist, doch hoffe ich, zu Versaillen, wo man nicht jagt,
mehr zeit [zu] finden, Eüch zu schreiben undt versichern, daß ich
Eüch von hertzen lieb behalte.