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A mad. Louise, raugraffin zu Pfaltz, a Ghör.
Marly den 16 November 1713.
Hertzallerliebe Louise, letzte post habe ich Eüch ohnmöglich
schreiben können, es seindt mir gar zu viel verhindernüßen
zugestoßen, habe nicht auff Ewer liebes schreiben vom 28 October, so
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mir doch gar ahngenehm geweßen, ein wordt andtwortten können,
kan es auch dießen abendt nicht, den es ist gar spät. Ich bin spät
von der jagt komen, habe viel ahn ma tante, unßere liebe
churfürstin, geschrieben, undt muß gleich ahn mein dochter schreiben,
weillen ich es morgen undt [übermorgen nicht] werde thun können,
da es der rechte posttag ist; den ich werde nach Paris zu der
großhertzogin, I. L. daß leydt zu klagen, den sie hatt ihren elsten
herrn sohn verlohren. Hernach werde ich in palais royal eßen
undt nach dem eßen ein kindt mitt mein sohn auß der tauff heben
undt erst umb 8 von Paris, werde also nicht ahn mein dochter
schreiben können. Liebe Louisse, wie hertzlich jammert Ihr mich!
Ich bitte den allmächtigen morgendts undt abendts, Eüch
beyzustehen undt dießes unglück helffen zu überstehen. Adieu! Ich
ambrassire Eüch von hertzen undt hoffe, biß sontag mehr zu sagen
können, undt werde gewiß einen langern brieff schreiben, nun aber
nur versichern, daß ich Eüch von hertzen lieb behalte.