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Brief vom 17. Dezember 1713

von Herzogin Elisabeth Charlotte von Orléans
an Raugräfin Louise zu Pfalz


613.


[357]

A mad. Louisse, raugraffin zu Pfaltz, a Hannover.

Versaille den 17 December 1713.
Hertzallerliebe Louisse, heütt habe ich Ewer schreiben vom 8 entpfangen, werde es vor ein andermahl sparen, nur vor die medaille sehr dancken, komme aber auff daß von 1, so ich vor 8 tagen entpfangen. Forcht nicht, liebe Louisse, daß Ihr mir zu offt kommen könt! den Ewere schreiben seindt mir allezeit sehr ahngenehm. Seindt sie betrübt, so mögte ich von hertzen wünschen, daß Ihr keine ursach nie haben möget, trawerig zu schreiben; aber [358] wen Ihr es seydt, so nehme ich mitt part in Ewer unglück undt Ewer brieff ist undt bleibt mir doch desto ahngenehmer, daß Ihr offenhertzig mitt mir sprecht undt trost bey mir sucht, also vertrawen zu mir tragt. Wen ich Eüch gebetten, nur alle acht tag zu schreiben, war es nur auß forcht, nicht zeit genung zu finden, recht zu andtwortten können, weillen man hir allezeit gar viel interuptionen hatt. Die fraw von Ratsamshaussen hatt zwar ein schreiben von ihrer dochter bekommen, aber ohne datum, weiß also noch nicht, wo sie ist. Verlust undt unglück vergeht nicht in etlichen wochen, da gehört mehr zeit zu. Ich will nichts davon sagen, umb Ewere wunden nicht zu eroffenen. Gott verzeyet die ungedult, so man nicht hindern kan, wen man sich nur nicht willig mitt auffhelt. Worumb habt Ihr mir nicht Ewer niepce brieff geschickt? Den ich sehe gern, daß Caroline dochter raisonabel ist. Kan sie Teütsch? Den ist der brieff auff Englisch, könte ich ihn nicht verstehen, den ich kan kein wordt Englisch.[1] Daß ich Eüch lieb habe, ist kein generositet, sondern natürlich undt schuldigkeit. Waß kan man [mehr] lieben, alß seines herrn vattern [kinder], dem ich all mein leben bin gehorsam geweßen undt gerespectiret undt geliebet habe?[2] Ich wolte gern lenger schreiben, aber man hatt mich zur precotion zur ader gelaßen vergangen dinstag; drumb hab ich donnerstag nicht geschriben, bin so abgematt davon, daß man mich, ahnstatt gesundt, krank gemacht, kan also nichts mehr vor dießmahl sagen, alß daß, in welchem standt ich auch sein mag, so behalte ich Eüch doch von hertzen lieb.
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Empfohlene Zitierweise:
Brief vom 17. Dezember 1713 von Elisabeth Charlotte an Louise zu Pfalz
in: Briefe der Herzogin …, Hg. W. L. Holland, Band 2 (1871), S. 357–358
Onlinetext URL: https://www.elisabeth-charlotte.eu/b/d02b0613.html
Änderungsstand:
Tintenfass