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Brief vom 16. Februar 1714

von Herzogin Elisabeth Charlotte von Orléans
an Raugräfin Louise zu Pfalz


625.


[370]

A mad. Louisse, raugraffin zu Pfaltz, a Paris.[1]

Versaille den 16 Februari 1714.
Hertzallerliebe Louisse, gestern habe ich Ewer liebes schreiben von 5 zu recht entpfangen, zweyffle aber, daß ich heütte ordendtlich drauff werde andtwortten können; den ich habe 26 bogen ahn ma tante geschrieben undt in einer halben st[unde] gehen wir in die commedie, die Le malade imaginaire sein wirdt. Dießes stück ist von allen stücken, so Moliere gemacht, daß, so ich ahm [371] wenigsten liebe, aber man muß woll etlich mahl sein, wo der gantze hoff ist. Heütte werde ich nur ein klein brieffgen schreiben, aber weillen mein gekritzel Eüch so ahngenehm ist, so werde ich Eüch wenig posten fehlen laßen. Seindt in ruhen wegen meiner gesundtheit! Ich bin nun wider gantz woll, Ihr sechts woll, weillen ich in die commedie gehe. Ohnahngesehen meines abscheülichen husten undt schnupen, hatt mich doch meine siatique[2] in der hüfften undt mein knie-weg[3] nicht manquirt. Ich glaube, ich werde endtlich gantz lahm werden, welches mir leydt genung ist, aber habe doch gott zu dancken, daß ich so lange jahren woll habe gehen können. Ich fürchte, daß ma tante geschwollener backen noch ein rest von I. L. rose ist. Aber man rufft mich, in die comedie zu gehen, muß vor dießmahl schließen undt nichts mehr sagen, alß daß ich Eüch allezeit von hertzen lieb behalte.
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Empfohlene Zitierweise:
Brief vom 16. Februar 1714 von Elisabeth Charlotte an Louise zu Pfalz
in: Briefe der Herzogin …, Hg. W. L. Holland, Band 2 (1871), S. 370–371
Onlinetext URL: https://www.elisabeth-charlotte.eu/b/d02b0625.html
Änderungsstand:
Tintenfass