[373]
A mad. Louisse, raugraffin zu Pfaltz, a Hannover.
Versaille den 26 Februari 1714.
Hertzallerliebe Louisse, heütte bin ich mitt Ewern lieben brieff
vom 16 dießes monts erfrewet worden, dancke Eüch sehr vor die
abschrifft von die maniren von kohl undt sauerkraut zu kochen,
[1]
werde biß donnerstag ferner auff den brieff andtworten, aber nun
unterfange ich daß vom 15; aber ich glaube, Ihr habt Eüch ahm
datum verschrieben, den ma tante ihrer, so mitt gekommen, war
nur vom 12ten. Man sagt, [daß] die posten so übel gehen, weillen
die wege gar schlim sein. Ich werde aber alle augenblick so
interompirt, daß ich nicht mehr weiß, waß ich sage; den der
königin in Spanien todt bringt gantz seyder donnerstag gantz
Franckreich her, umb complimenten zu machen. Mein husten ist, gott
lob, all lengst courirt. Es were mir woll gutt, wen viel
feüchtigkeitten vertrieben würden, den ich bin sehr mitt geplagt. Mein
docktor, monsieur Terist, hatt mich mitt ein schlegt undt ahngenehm
[374]
rem[e]de courirt, er nimbt daß gelbe von einem ey, daß lest er
zerklopen, daß es wie ein schaum wirdt, lest apart waßer sieden mitt
zucker undt zimet undt wen es im vollem soht
[2] ist, thut er daß
ey hinein undt machts so warm drincken, alß man es leyden kan,
aber es muß 3 stundt nach dem nachteßen sein; daß verhindert,
daß man nachts nicht hust undt macht woll schlaffen, schmeckt gar
nicht übel. Dancke Eüch sehr, liebe Louisse, [für die wünsche],
so Ihr zu meiner geneßung thut. Ewere gutte wünsche mitt
dem zerklopten ey thun gar woll. Gedult lernt man hir; wer sie
woll faßen könte! sie ist gutt zu alles. Ich habe mich allezeit
woll dabey befunden, [mich] in gottes willen zu ergeben; in etlichen
sachen kan mans, in andern aber ist es gar schwer. Gott seye lob
undt danck, daß ma tante wider gesundt, undt erhalte I. L. biß
sie über hundert jahr alt werden, undt erhalte dabey dero vivacitet
undt noch itzigen verstandt. Mich deücht, so
[3] fangen doch ahn,
sich ein wenig beßer zu conserviren, alß vor dießem. Der stein
solle gar schmertzlich sein. Monsieur Hobbart ist nicht, daß ich
weiß, bey hoff erschienen, also weiß man nichts davon, daß er ein
arm gebrochen. Daß ist [ein] zeichen von ein gutt gemüht, wen
frembte blödt sein. Die englische mode gefelt mir nicht, ist zu
bladt. Ey, liebe Louisse, es ist gantz naturlich, daß ich Eüch lieb
habe; daß geblüdt spricht in unß, also müßen wir ja woll einander
lieb haben undt alles guts wünschen. Ich glaube, ich bin nicht
gescheydt, ich andtworte auff eines Ewerer schreiben, mein, es seye
vom 15 Februari; wie ichs recht besehe, ist es vom 15 December
von vergangen jahr. Ein andermahl will ichs beßer wollen.
[4] Man
plagt mich so, daß ich nicht weiß, waß ich sage, müst damitt
heütte vorlieb nehmen undt mitt der versicherung, daß ich Eüch
von hertzen lieb behalten [werde].
[5]