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Brief vom 26. Februar 1714

von Herzogin Elisabeth Charlotte von Orléans
an Raugräfin Louise zu Pfalz


628.


[373]

A mad. Louisse, raugraffin zu Pfaltz, a Hannover.

Versaille den 26 Februari 1714.
Hertzallerliebe Louisse, heütte bin ich mitt Ewern lieben brieff vom 16 dießes monts erfrewet worden, dancke Eüch sehr vor die abschrifft von die maniren von kohl undt sauerkraut zu kochen,[1] werde biß donnerstag ferner auff den brieff andtworten, aber nun unterfange ich daß vom 15; aber ich glaube, Ihr habt Eüch ahm datum verschrieben, den ma tante ihrer, so mitt gekommen, war nur vom 12ten. Man sagt, [daß] die posten so übel gehen, weillen die wege gar schlim sein. Ich werde aber alle augenblick so interompirt, daß ich nicht mehr weiß, waß ich sage; den der königin in Spanien todt bringt gantz seyder donnerstag gantz Franckreich her, umb complimenten zu machen. Mein husten ist, gott lob, all lengst courirt. Es were mir woll gutt, wen viel feüchtigkeitten vertrieben würden, den ich bin sehr mitt geplagt. Mein docktor, monsieur Terist, hatt mich mitt ein schlegt undt ahngenehm [374] rem[e]de courirt, er nimbt daß gelbe von einem ey, daß lest er zerklopen, daß es wie ein schaum wirdt, lest apart waßer sieden mitt zucker undt zimet undt wen es im vollem soht[2] ist, thut er daß ey hinein undt machts so warm drincken, alß man es leyden kan, aber es muß 3 stundt nach dem nachteßen sein; daß verhindert, daß man nachts nicht hust undt macht woll schlaffen, schmeckt gar nicht übel. Dancke Eüch sehr, liebe Louisse, [für die wünsche], so Ihr zu meiner geneßung thut. Ewere gutte wünsche mitt dem zerklopten ey thun gar woll. Gedult lernt man hir; wer sie woll faßen könte! sie ist gutt zu alles. Ich habe mich allezeit woll dabey befunden, [mich] in gottes willen zu ergeben; in etlichen sachen kan mans, in andern aber ist es gar schwer. Gott seye lob undt danck, daß ma tante wider gesundt, undt erhalte I. L. biß sie über hundert jahr alt werden, undt erhalte dabey dero vivacitet undt noch itzigen verstandt. Mich deücht, so[3] fangen doch ahn, sich ein wenig beßer zu conserviren, alß vor dießem. Der stein solle gar schmertzlich sein. Monsieur Hobbart ist nicht, daß ich weiß, bey hoff erschienen, also weiß man nichts davon, daß er ein arm gebrochen. Daß ist [ein] zeichen von ein gutt gemüht, wen frembte blödt sein. Die englische mode gefelt mir nicht, ist zu bladt. Ey, liebe Louisse, es ist gantz naturlich, daß ich Eüch lieb habe; daß geblüdt spricht in unß, also müßen wir ja woll einander lieb haben undt alles guts wünschen. Ich glaube, ich bin nicht gescheydt, ich andtworte auff eines Ewerer schreiben, mein, es seye vom 15 Februari; wie ichs recht besehe, ist es vom 15 December von vergangen jahr. Ein andermahl will ichs beßer wollen.[4] Man plagt mich so, daß ich nicht weiß, waß ich sage, müst damitt heütte vorlieb nehmen undt mitt der versicherung, daß ich Eüch von hertzen lieb behalten [werde].[5]
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Empfohlene Zitierweise:
Brief vom 26. Februar 1714 von Elisabeth Charlotte an Louise zu Pfalz
in: Briefe der Herzogin …, Hg. W. L. Holland, Band 2 (1871), S. 373–374
Onlinetext URL: https://www.elisabeth-charlotte.eu/b/d02b0628.html
Änderungsstand:
Tintenfass