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Brief vom 3. Mai 1714

von Herzogin Elisabeth Charlotte von Orléans
an Raugräfin Louise zu Pfalz


645.


[390]

A mad. Louise, raugrafin zu Pfaltz, a Hannover.

Marly den 3 May 1714.
Hertzallerliebe Louisse, ich kan Eüch heütte nur ein par wordte sagen, nehmblich daß ich recht von grundt der seelen betrübt [bin], den der duc de Bery[1] ligt auff den todt, ist doch nur 4 tag kranck. Seine gemahlin[2] ist schwanger im 7ten mont. Ich förchte, sie wirdt daß kindt nicht zu recht bringen, den es ist eben nun die zeit, daß sie sich vergangen jahr blessirt, sie wirdt in einen ellenden standt fallen. Gott wolle sich ihrer erbarmen! Gestern abendt meinte man, er were salvirt; heütte wendt sich alles übel, auch so, daß, wie schon gesagt, keine hoffnung mehr ist. Man hört nichts, alß klagen, man sicht nichts, alß weinen. Man müste harter, alß ein stein, sein, umb nicht auch trawerig zu sein, aber in welchen standt ich auch sein mag, so behalte ich Eüch doch allezeit, liebe Louisse, von hertzen lieb.
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Empfohlene Zitierweise:
Brief vom 3. Mai 1714 von Elisabeth Charlotte an Louise zu Pfalz
in: Briefe der Herzogin …, Hg. W. L. Holland, Band 2 (1871), S. 390
Onlinetext URL: https://www.elisabeth-charlotte.eu/b/d02b0645.html
Änderungsstand:
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