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A mad. Louise, raugraffin zu Pfaltz, a Hannover.
Versaille den 27 May 1714.
Hertzallerliebe Louisse, ich kan nicht begreiffen, wie man
unßer unglück, nehmblich deß duc de Bery schnellen todt, eher
durch Hollandt hatt erfahren können, alß durch meinen brieff; den
ob ich zwar seinen todt nicht gesagt, weillen er erst andern
morgen umb 4 uhr morgendts verschieden ist, aber ich schriebe, daß
er in den zügen
[1] leg, wie auch war war.
[2] Es ist ein groß
glück vor mich geweßen, daß der duc de Berry schon von so langen
jahren auffgehört, mich lieb zu haben, sonsten hette ich mich nicht
trösten können. Ich muß doch gestehen, daß ich im ersten
augenblick undt noch etliche tag hernach bin recht von hertzen betrübt
geweßen; wie ich aber reflection gemacht, daß, wen ich gestorben
were, daß er nur drüber gelacht hette, daß hatt mich geschwindt
wider getröst;
[3] dancke Eüch sehr, liebe Louisse, mich beklagt zu
haben. Im ahnfang hatt mir der schrecken geschadt, habe aber zur
ader gelaßen; seyder dem erstick ich nicht mehr undt befinde mich,
gott sey danck, sehr woll. Es ist leicht zu rahten, welch ein
lamantiren dießer todt zuwegen gebracht. Er hatt gar viel leütte,
groß undt kleine offecirs, so alle ihre chargen gekaufft haben undt
verliehren undt ihr gelt beweinen. Auff alles deß königs kinder
verlust denck ich mehr, alß ich sagen kan. Es ist war, daß es
dem könig über die maßen zu hertzen [gegangen], auch so, daß
mir recht bang dabey würde. I. M. haben sich aber, gott lob, baldt
wider erholt. Ich finde es eine große kunst, die betrübtnuß
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vergeßen zu können. Madame de Bery ist so betrübt, alß man es in
seinen 19 jahr sein kan. Man thut, waß möglich, sie zu trösten,
damitt sie nicht umbs kindt kommen mag. Es freüet mich sehr,
daß alles woll zu Hannover stehet, aber insonderheit ma tante undt
Ihr. Ich glaube, daß I. L. der churfürst undt hertzog Ernst August
auff die reyerbeitz gehen; den mich deücht, daß es jetzt die zeit
ist. Ich schicke ahn ma tante ein schächtelgen von golt, aber daß
Ewere noch nicht, den weillen mylord Harlay wider weg wirdt,
werdet Ihr gewiß [Hannover verlaßen];
[4] erfahre ich aber, daß Ihr
noch lenger geblieben, so werde ich es Eüch schicken. Der
secretarius, so meine brieff von unßerer lieben churfürstin geleßen undt
verlegt hatt, muß gar zum naren geworden sein. Man solle acht
auff den menschen haben, er mogte sich woll versauffen wie der
conseiller Emery, davon ich geschrieben habe. Ich muß noch vor
dem eßen ahn mein dochter schreiben, drumb werde ich vor
dießmahl nichts mehr sagen, alß daß ich Eüch allezeit von hertzen lieb
behalte.