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Brief vom 6. Januar 1707

von Herzogin Elisabeth Charlotte von Orléans
an Raugräfin Louise zu Pfalz


2341.


[001] [1]

A mad. Louise, raugraffin zu Pfaltz, a Hanover.

Versaille den 6 Januari 1707.
Hertzliebe Louisse, nachdem ich 3 posten geweßen, ohne nichts von Hannover zu bekommen, habe ich entlich vergangenen dinstag 2 große paquet von ma tante auff einmahl entpfangen, wobey Ewer liebes brieffgen vom 21 December ware. Meins sohns handt versterckt sich, gott lob, dermaßen, daß zu hoffen ist, daß er gar nicht lahm bleiben wirdt. Daß verspüre ich ahn mir selber, daß nichts gesunder ist, alß die bewegung. Dießen frühling hoffe ich, daß er gantz geneßen wirdt. Ich habe einen starcken schnupen, habe doch damitt 27 bogen ahn ma tante geschriben; jedoch wolte ich gern noch Ihren[2] lieben brieff recht beantwortten, muß mich aber eyllen. Von herrn Kettler sage ich derowegen nichts mehr. Mein dochter schreibt mir, daß die freüllen von Furstenberg, so nun bey printz Louis ist, ihr geschrieben, daß dießer arme margraff sterben muß; den seine füße seindt auffgangen, ahn statt waßer geht lautter matterie herauß undt findt keine linderung, also keine hülff. Ich glaube nicht, daß einiger reichsfürst nun noch seye, so die chur von Braunsweig nicht erkendt hatt. Wen war ist, waß printz von Saxsen Zeits zu Hannover vorgibt, kan könig Augustus solches weder vor gott noch der welt verantwortten. Ich kan könig August gar nicht mehr lieb haben, er machts gar zu arg. Die Sacksen, so zu Hannover sein, müßen ehrliche leütte sein, so doll über ihres königs närische thaten zu sein. Ma tante schreibt mir nichts von der pretendirente printzes, so in einem ist. Aber ist es nicht die von Hohensoldern vielleicht? Der cronprintzes glück muß Eüch trösten, I. L. nicht mehr zu sehen. [002] Der cronprintz wirdt lenger geliebt werden, alß der churprintz; den wo zwang ist, kan die liebe nicht dawern. Es ist nun rechte zeit von husten undt schnupen; heütte habe ich auch mein theil davon, kan derowegen nichts mehr sagen, alß daß ich Eüch, hertzliebe Louisse, von hertzen lieb behalte.
Hertzliebe Louisse, ich wünsche Eüch ein glückseeliges neues jahr undt alles, waß Ewer hertz wünschen undt begehren mag.
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Empfohlene Zitierweise:
Brief vom 6. Januar 1707 von Elisabeth Charlotte an Louise zu Pfalz
in: Briefe der Herzogin …, Hg. W. L. Holland, Band 2 (1871), S. 1–2
Onlinetext URL: https://www.elisabeth-charlotte.eu/b/d02b2341.html
Änderungsstand:
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