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A mad. Louisse, raugraffin zu Pfaltz, a Londen.
Paris den 4 Februari 1716, umb mitternacht (N. 62).
Hertzallerliebe Louisse, seyder vergangenen freytag habe ich
wider 3 liebe schreiben von Eüch entpfangen vom no 3, 4 undt 5,
aber es ist mir ohnmöglich, drauff [zu] andtwortten; den weillen ich
heütte wider leütte gesehen, seindt so viel auff einmahl undt daß
den gantzen tag lang zu mir kommen, daß ich Eüch heütte kein
augenblick, alß nun, vor mich gehabt habe. Ich habe der printzes
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auf eines von I. L. schreiben geantwortet undt hette Eüch heütte
nicht geschrieben, wen mir nicht eingefahlen were, liebe Louisse,
daß ich Eüch meinen zustandt vergangen freytag zu naturlich
bericht habe; ich meinte warhafftig, selbe nacht zu sterben. Es hatt
sich geendert, mein abscheüliches husten hatt allgemach abgenohmen,
nun fengt mein husten ahn zu fallen, spey undt butz braff
abscheülich wüst, wirdt doch damitt zum endt gehen. Seyder sontag fange
ich nachts wider ahn zu schlaffen, alles ist nun vorbey, gott lob!
Seydt in keinen sorgen mehr, liebe Louisse! Ich habe daß gedruckte
papir in Ewern kleinen brieff vom 27 zu recht entpfangen undt die
printzes davor gedanckt. Ich muß nun ahn mein dochter schreiben,
derowegen vor dießmahl nur sagen, daß ich hoffe, daß die brieff nun
richtiger gehen werden; den es ist wetter schnee, noch eyß
vorhanden. Adieu! Ich ambrassire Eüch von hertzen undt behalte Eüch
recht lieb.