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A mad. Louisse, raugraffin zu Pfaltz, a Londre.
Paris den 14 Februari 1716, umb 3/4 auff 12 (N. 66).
Hertzallerliebe Louisse, ich habe gestern ahngefangen, ahn die
printzes von Wallis zu antwortten, undt alleweill habe ich es erst
zum endt gebracht. I. L. schreiben war von 28 bogen, darauff habe
ich 42 geantwortet. Die princes versichert mich so sehr, daß meine
schreiben nie zu lang sein können, also habe ich ordentlich auff alles
geantwortet. Ich hette auch gern gewünscht, auff Ewer liebes
schreiben vom 23 Jan. / 3 Feb. zu andtworten können, liebe Louisse!
aber es felt mir heütte ohnmöglich, den ich muß noch dieße nacht
ahn mein tochter schreiben. Seydt den nur zufriden, daß ich Eüch
heütte nur noch ein kleines brieff[chen] schreibe! Wen die printzes
von Wallis ins kindtbett sein wirdt, so werden alle große brieffe
vor Eüch sein; es muß doch nun baldt sein, weillen sie über daß
ziehl geht. Heütte morgen ist die duchesse de Tallard, so in ihrem
11 mont gangen, gar glücklich ins kindtbett kommen von einem
sohn. Gott gebe, daß es mitt unßer lieben printzessin auch so gehen
mag! Ewer bruder, der graff von Nassau, hatt 20 m. francken
verspilt mitt etlichen damen hir; ich glaub, sie haben ihn ein wenig
beschißen, mitt verlaub, den sie haben die reputation, woll zu
spillen können.
[1] Aber ich plaudere wie ein anderer nar immer fort
undt ich muß noch einen großen brieff ahn mein dochter schreiben.
Adieu den, hertzallerliebe Louisse! Die printzes sagt, daß Ihr noch
hoffnung habt, alles zu gutten endt mitt Ewerem schwager zu bringen.
Gott gebe es undt daß Ihr vergnüg[t] wider nach hauß gehen möget
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undt persuadirt sein, daß ich Eüch all mein leben von hertzen lieb
behalten werde!