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A mad. Louise, raugraffin zu Pfaltz, a London.
Paris, freytag den 22 May, lang nach mitternacht, 1716 (N. 78).
Hertzallerliebe Louisse, der teüffel hatt sein spiel dermaßen
gehabt, daß ich Eüch ohnmöglich habe seyder 14 tagen [eher] schreiben
können, den nun. Man meint, daß ich baldt nach St Clou werde,
wie den in der that biß mittwog geschehen solle, so mir gott daß
leben verleyet; derowegen habe ich alle tag so unerhort viel leütte,
daß ich mich nicht zu behelffen weiß. Ich habe in dießer wochen
zwey von Ewern lieben schreiben bekommen, aber vor St Clou müst
Ihr Eüch nicht gefast machen, daß ich Eüch einige regullirte
andtwort schreiben kan, bitte Eüch, nur fest zu glauben, daß ich Eüch
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von hertzen lieb habe undt allezeit behalten undt Eüch alles guttes
wünsche, so Ihr Eüch selber erdencken undt ersinnet könnet. Ich
habe auch 2 neüe brieff von mademoiselle de Malause, kan aber
ohnmoglich andtwortten, nur sagen, daß ich Eüch von hertzen lieb
behalte undt ambrassire.