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A mad. Louise, raugräffin zu Pfaltz, a Londre.
St Clou den 16 Julli 1716 (N. 83).
Hertzallerliebe Louisse, ob ich zwar noch so matt von allen den
verfluchten remeden de precaution bin, daß ich mich kaum rühren
kan, so will ich doch dieße post nicht vorbeygehen laßen, ohne
Eüch liebe Louisse, ein pahr word zu schreiben. Ich habe
vergangen freytag …
Dinstag den 4 Augusti (N. 88).
Ich schreibe Eüch, liebe Louise, expres auff dieß brouillon,
damitt Ihr secht, daß es nicht ahn mich gelegen, Eüch zu schreiben,
bin aber allezeit verhindert worden. In dießem landt muß man
allezeit thun, waß andere wollen, undt nichts, waß man gerne wolte.
Ich müste biß morgen umb 10 uhr schreiben, wen ich Eüch, liebe
Louisse, alle verhindernüßen verzehlen [wollte], so mir, seyder dem
ich ahngefangen zu schreiben, zugestoßen sein, so müste ich biß
umb 10 morgendts schreiben. Es schlegt alleweill halb 2 undt ich
muß noch ahn mein dochter schreiben, doch noch sagen, daß ich
heütte, weiß nicht, wie es zugeht, zwey liebe schreiben von Eüch
entpfangen, eines vom 12/23 Julli, so man mir heütte dießen
nachmittag gebracht, undt eines, so man mir dießen abendt, alß ich ahn
taffel wahr, mitt ein schreiben von der printzes von Wallis undt
eines von meiner dochter gebracht. Ihr könt woll gedencken, daß
ich auff keines andtworten kan, schreibe Eüch nur, liebe Louisse,
weillen ich sehe, daß Ihr in sorgen wegen meiner gesundtheit seydt;
will Eüch derowegen nur sagen, daß ich seyder sambstag, gott seye
danck, wider ahnfange, ein wenig ohne widerwillen zu eßen, habe
auch selbige nacht beßer geschlaffen; aber heütte ist es mir nicht
so woll, ich hoffe doch, daß es allgemach wider kommen wirdt.
Wehret Ihr wider zu hauß, würde ich Eüch, liebe Louise, viel offter
schreiben könen; den alßden würden sich alßden nicht in der printzes
von Wallis tage finden, deren ich heütte zwar 21 bogen geschriben,
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bin aber so interompirt worden, daß ich mitt recht zweyfflen muß,
ob I. L. ein par wortt davon werden begreiffen können, noch Ihr,
liebe Louisse, von dießen brieff; den der schlaff überfahlt mich so
unerhört, daß ich gar nicht mehr weiß, waß ich sage. Aber waß
sich nicht endert, ich schlaffe oder wache, daß ist die wahre
freündtschafft, so ich zu Eüch trage, liebe Louisse! Den ich werde Eüch
all mein leben, es seye schlaffendt oder wachendt, von hertzen lieb
behalten.