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Brief vom 15. Januar 1717

von Herzogin Elisabeth Charlotte von Orléans
an Raugräfin Louise zu Pfalz


802.


[054]

A mad. Louise, raugräffin zu Pfaltz, a Londre.

Paris den 15 Januari 1717 a 11 heure et demie du soir.
Hertzallerliebe Louisse, gestern habe ich Ewer liebes schreiben vom 24 alten stiel zu recht entpfangen, aber corect beantwortten kan ich es nicht, nur in eyll sagen, daß ich noch nicht woll bin, obgleich meine schenckel sehr abgenohmen haben. Die letzte aderläß, so gar starck geweßen, wie ich Eüch schon geschrieben, liebe Louisse, indem mein arm loß gangen, wobey ich noch viel bludt verlohren, wie auch die medecin, so man mir hernach geben, so mich starcker purgirt, alß mein dockter gemeint, daß hatt mich dermaßen abgematt, liebe Louise, daß ich mich noch nicht davon erhollen kan. Ich sch[l]affe übel, habe mühe zu eßen undt bin mat, daß ich mich mehr schlep, alß gebe, habe gar keinen ahtem mehr. Man sagt, es wirdt wieder kommen, die zeit wirdts lehren. Ich erfreüe mich, daß Ihr gutte andtwort von Churpfaltz bekommen. Gott gebe, daß daß werck erfolgen mag undt Ihr baldt auß dem heßlichen Englandt ins gelobte landt kommen möget, nehmblich die liebe Pfaltz! Ich könte unmoglich leben, wie Ewer schwager in Englandt, würde baldt dahin sein. Die Rotzenheusserin hatt ihren neveu, deß [055] Augustin sohn, woll gekendt. Es[1] ist vergangen winter lang bey ihr zu Strasburg geweßen. Lenor ist eine faulle hexs, sie kan sich nicht resolviren, zu schreiben, drumb werde ich es thun, so viel mir möglich sein wirdt; solte ich aber so übel werden, daß ich nicht mehr schreiben könte, werde ich Eüch auff frantzosch schreiben laßen undt versichern, daß ich Eüch allezeit von hertzen lieb behalte.
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Empfohlene Zitierweise:
Brief vom 15. Januar 1717 von Elisabeth Charlotte an Louise zu Pfalz
in: Briefe der Herzogin …, Hg. W. L. Holland, Band 3 (1874), S. 54–55
Onlinetext URL: https://www.elisabeth-charlotte.eu/b/d03b0802.html
Änderungsstand:
Tintenfass