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Brief vom 14. Mai 1717

von Herzogin Elisabeth Charlotte von Orléans
an Raugräfin Louise zu Pfalz


836.


[070]
Paris den 14 May 1717.
Hertzallerliebe Louisse, ich habe heütte eine große vissitte gehabt, nehmblich mein heros, den czaar.[1] Ich findt ihn recht gutt, [071] wie waß wir alß vor dießem gutt hießen, nehmblich wen man gar [072] nicht affectirt undt ohne façon ist. Er hatt viel verstandt undt rett zwar ein gebrochen Teütsch, aber mitt verstandt, undt gibt sich gar woll zu verstehen, er ist höfflich gegen jederman undt macht sich sehr belibt. Ich habe den czaar in einer wunderlichen postur gesehen. Ich kan noch nicht kein leibstück ahnthun, bin eben, wie ich vom bett auffstehe, ein nachtshembt, camissol, nachtsrock ahn undt einen gürtel. Man macht mich hoffen, daß in 4 tagen meine wunde gantz zu soll sein, man will aber noch nicht, daß, nachdem die wunde schon zu ist, daß ich noch so baldt ein leibstück ahnthun soll; also werde ich noch etliche tag lenger so schlendern. Adieu, liebe Louisse! Ich ambrassire Eüch von hertzen undt behalte Eüch all mein tag lieb.
P. S.
Ich bitt, macht doch meine endtschuldigung ahn mademoiselle de Malausse! Ich kan ihr noch ohnmöglich schreiben, bin zu matt.
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Empfohlene Zitierweise:
Brief vom 14. Mai 1717 von Elisabeth Charlotte an Louise zu Pfalz
in: Briefe der Herzogin …, Hg. W. L. Holland, Band 3 (1874), S. 70–72
Onlinetext URL: https://www.elisabeth-charlotte.eu/b/d03b0836.html
Änderungsstand:
Tintenfass