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Brief vom 5. August 1717

von Herzogin Elisabeth Charlotte von Orléans
an Raugräfin Louise zu Pfalz


844.


[075]

A mad. Louise, raugraffin zu Pfaltz, a Franckfort.

St Clou den 5 Augusti 1717 (N. 1).
Hertzallerliebe Louisse, in dießem augenblick entpfange ich Ewer liebes schreiben vom 24 Julli undt will gleich drauff [076] undtwortten; den es ist ein eygen poldergeistgen bestelt, umb denen verhindernüßen zu schicken, welche daß schreiben auffgeschoben haben. Aber ich glaube, daß er sich schon erzürnt, daß ich von ihm spreche; den da schickt er mir schon verhindernuß, die große printzes de Conti, die printzes d’Espinois,[1] die marquissen de la Valliere undt d’Urfé undt madame de Rouvroy; muß eine pausse machen, nach der promenade werde ich außschreiben. Da kompt auch mein sohn auch daher.
Donnerstag den 5 Aug. umb 8 uhr abendts.
Da komme ich wieder von der spatzirfahrt undt thue 2 arbeyt auff einmahl. Ich schreibe Eüch undt spielle im hoca.[2] Ihr bringt mir glück, den mein schiffer ist schon 3 mahl kommen, seyder ich Eüch schreibe. Aber last unß von waß reden, so mir mehr ahngeht! Ich habe mitt rechten verlangen auff Ewern brieff gehabt, den Ewere seereiß hatt mich recht geangstiget vor Eüch, liebe Louisse, den es ist ein gar verfluchtes ellement. Gott sey danck, daß Ihr glücklich zu Franckfort ahngelangt seydt! Aber, liebe Louisse, Ihr, die Ihr kein kindt undt ein gescheüdt mensch seydt, wie habt Ihr den fehler begehen können, Eüch ahn milch undt kirschen kranck zu eßen? Daß mitt der seekranckheit, hoffe ich, wirdt Eüch so purgirt haben, daß Ihr in langen jahren keine kranckheit bekommen werdet; auffs wenigst wünsche ich es von grundt meiner seelen. Waß noch dazu helffen wirdt, ist, daß Ihr, gott lob, wider in die gutte teütsche lufft seydt. Morgen ist der printzes von Wallis ihr posttage, da werde ich I. L. berichten, wie sehr Ihr mir ihre magnifiques pressent gelobet habt, undt werde auch mitt davor dancken. Sie hatt Eüch recht lieb undt spricht gar obligent von Eüch. Daß Eüch der könig in Englandt nichts geben, nimbt mich gar nicht wunder; den wie ich von I. M. höre, so seindt sie wie der arme duc de Grequi[3] alß pflegt zu sagen: Il ressemble a l’arbalettre de Coignac, il est dur a la desere. Ob es mich zwar recht jammert, daß Ewer kinder zu Londen so betrübt bey Ewern abschiedt geweßen, so kan es mir doch nicht leydt sein, daß Ihr auß dem bößen Englandt [077] weg seydt, undt es were mir leydt, wen Ihr wider hingingt. Ein jedes hatt sein tour, Ihr habt sie besucht, nun müßen sie Eüch wieder besuchen. Ihr sagt nicht, wie Ewer abschiedt mitt Ewerm schwager abgangen. Ihr macht Eüch ein scrupel, von Eüch undt Ewrer reiße zu reden; allein nach wem kan ich mich nun in gantz Teütschlandt mehr interessiren, alß vor Eüch, undt wer ist mir näher, alß Ihr? Utrecht ist ein schönner ort undt mir woll bekandt; in meinen jungen jahren bin ich ja einmahl 3 mont dort geweßen, wie ich glaube, daß Ihr woll wist. Zu meiner zeit war daß portgen daß beste wirdtshauß dort, wo habt Ihr aber logirt, liebe Louisse? Mich verlangt nun, zu vernehmen, wie Churpfaltz Eüch entpfangen wirdt mitt dem recomandationschreiben vom könig von Engellandt. St Clou schlegt mir gar woll zu undt ich bin, gott sey danck, in gar gutter gesundtheit. Seyder vergangenen sontag ist meins sohns gemahlin hir bey unß, ihr zu gefallen spille ich abendts hoca; sie hatt ihr[e]n sohn, den duc de Chartre,[4] undt 3te dochter, mademoiselle de Valois, hir bey sich. Mein sohn undt ihre 4te dochter, mademoiselle de Monpensier,[5] haben unß dießen nachmittag besucht. Wir haben eine kleine trawer, der printz de Conti hatt sein eintziges söhngen verlohren; es ist aber zu hoffen, daß dießer verlust baldt wider wirdt ersetzt werden, den die printzes de Conti ist grob schwanger, solle in 3, oder 4 tagen niederkommen. Daß ist alles, waß ich weiß. Gutte nacht! Ich werden mein salatgen eßen, nachdem ich Eüch werde versichert haben, daß ich Eüch so lang werde lieb behalten, alß ich leben werde.
P. S.
Ich bitt Eüch, schickt mir doch ein halb dutzendt schachteln von Nürnberger pflaster! den jederman befindt sich woll dabey hir undt man pflegt[6] mich drumb.
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Empfohlene Zitierweise:
Brief vom 5. August 1717 von Elisabeth Charlotte an Louise zu Pfalz
in: Briefe der Herzogin …, Hg. W. L. Holland, Band 3 (1874), S. 75–77
Onlinetext URL: https://www.elisabeth-charlotte.eu/b/d03b0844.html
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