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A mad. Louise, raugräffin zu Pfaltz, a Franckfort.
St Clou den 30 October 1717 (N. 17).
Hertzallerliebe Louise, ich will heütte auff Ewer liebes
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schreiben vom 16, no 22, andtwortten; den morgen werde ich es nicht
thun können, weillen ich mich zum h. abendtmahl bereytten will,
den übermorgen ist daß fest von allerheyll[ig]en, wo die meisten
leütte, so sich von regullaritet piquiren, zum h. abendtmahl gehen;
meine regle ist, daß ich 5mahl deß jahrs zum h. abendtmahl gehe,
ostern, pfingsten, den 15 Augusti, 1 November undt auff
weinnahchten. Ich dancke Eüch, liebe Louisse, daß vor die 2 schachteln undt
zeittungen, so in Ewern paquet. Man braucht daß Nürnberger
pflaster hir sehr vor allerhandt geschwer, aber insonderheit vor die
elster-augen, da brauch ichs auch zu, finde, daß es die älster- oder
kräen-augen verhindert, hart zu werden, undt wen sie nicht hart
sein, thun sie nicht wehe. Wen ein recept ist, so geschwindt heilt,
laßen es die ba[r]birer gerne abkommen, umb die schaden lenger
zu dawern machen; daß ist ihr gewin. Ich habe einen mylord Kent
hir gesehen, der sagt daß seiner großmutter, weillen man keines
mehr von dem alten findt undt man den handtgriff dazu verlohren,
daß es niemandts mehr machen kan, undt daß daß neüe gar nichts
mehr deücht undt denselben effect nicht mehr thut, so daß alte
gethan. Es ist schadt, den es war ein trefflich pulver, mir hatts 2
oder 3 mahl daß leben errett.
[1] Es ist leicht zu begreiffen, daß daß es
Ewern teutschen kindern undt nach Eüch thut. Man sagt, sie hetten
Eüch nie keinen heller gelaßen, Ihr habt ihnen alles geben, waß
Ihr habt, biß auff alle Ewere juwellen undt bigoux. Ich gestehe,
wie man mir Londen undt alle Engländter beschrieben, mögte ich
nicht dortten sein. Es muß noch ärger sein, als hir, undt daß ist
nicht wenig gesagt. Wir haben nun gantz undt gar nichts neües
hir. Ich bin in sorgen vor zwey personnen, so mir lieb sein, vor
die printzes von Wallis; ich förchte, weillen ihre kindtswehen so
gar lang dauern, ohne daß sie niederkompt, so förchte, daß das
kindt sich in mutterleib übel gethrehet hatt von dem hartten
ahnstoß in meledy Chosberry
[2] hoff, wie Ihr woll wist, undt daß war
gar gefährlich. Sie spricht von sterben mitt ein solch courage, daß
es zu verwundern ist. Gott wolle sie gnädig bewahren! Die zweyte
person, vor welcher ich in sorgen bin, ist madame la princesse. Ich
habe I. L. vergangen donnerstag besucht; sie nimbt taglich [ab]
undt hat solche schmertzen, daß ihr die thranen davon in den
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augen kommen. Es ist ein kopffwehe, so von den haaren ein
fingerslang auff der stirn biß ahn den daß rechte augbraun, undt der
schmertzen nimbt ihr beyde kinbacken so ein, daß sie den mundt
nicht auffthun, noch reden kan ohne abscheüliche schmertzen; fürchte,
es wirdt endtlich ein geschwehr drauß werden, so die arme fürstin
auff einmahl ersticken wirdt. Bey ihr ist keine gefahr, blotzlich zu
sterben, sie hatt alle ihr leben tugendtsam gelebt, viel mitt ihrem
herrn auß[gestanden], der ohne die geringste ursach jalous war wie
der teüffel undt sie greülich geplagt hatt. Sie ist nun in einer
großen devotion, hatt aller lust abgesagt, sie liebt[e] daß spiellen undt
die commedien undt spilt nie nicht mehr undt sicht gar kein
specktacle mehr. Ich, die warheit zu sagen, glaube, daß sie von zu
viellen betten kranck ist, den eine solche lange weill kan der leib
nicht außstehen, ohne kranck zu werden. Daß ist alles, waß ich
Eüch vor dießmahl sagen werde, ambrassire Eüch schließlich von
hertzen undt bitte, zu glauben, daß ich Eüch, liebe Louisse, all
mein leben von hertzen lieb behalten werde.
St Clou, sontag, den 31 October, umb 7 abendts.
Dießen abendt umb 4 uhr habe ich Ewer liebes schreiben vom
19 dießes monts, no 23, zu recht entpfangen, werde aber erst die
andere post drauff antwortten.