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A mad. Louise, raugraffin zu Pfaltz, a Franckfort.
Paris den 21 November 1717 (N. 25).
Hertzallerliebe Louisse, gestern nach der commedie umb 9
abendts habe ich Ewer liebes schreiben vom 9 dießes monts
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bekommen, no 29, aber ohnmoglich eher ahnfangen können, drauff zu
andtworten, alß nun, da es schon 10 geschlagen; den ich entpfung
in selbigen abendt ein schreiben von der graffin von Buqueburg,
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welche mir unßer lieben printzes von Wallis glückliche niederkunfft
gar umständtlich bericht, welches mich woll hertzlich erfreüet hatt,
den 13 dießes monts unßern stihl umb 6 abendts von einen, gott
sey lob undt danck, gesundten printzen; die teütsche hebamme hatt
ihn auff die welt gebracht. So baldt es mir möglich wirdt sein, will
ich Eüch ein exactes andtwort auff Ewer liebes schreiben schicken;
dieß nacht aber ist es mir ohnmöglich. Heütte morgen habe ich
ahn mein dochter geschrieben, hernach bin ich in kirch, von dar
nach hoff, habe den könig gewacksen gefunden, darnach bin ich
wider her ahn taffel, nach dem eßen habe ich meine bibel geleßen
wie alle sontag, hernach bin ich au Carmelitten, wo die gräffin von
Königseeck
[2] zu mir konigin
[3] mitt madame Daugeau, hab auch dort
complie
[4] undt salut gehort. Wie ich wider kommen, war es zeit
ins neüe opera zu gehen. Nach dem opera, welches erst umb 9
auffgehört, hernach hab ich ahn mein sohn zu sprechen gehabt
wegen der lotheringischen sagen. Daß ist schuldig, daß ich Eüch so
spät schreibe. Adieu, liebe Louisse! Ich ambrassire Eüch von
hertzen undt behalte Eüch von hertzen lieb.