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A mad. Louise, raugraffin zu Pfaltz, a Franckfort.
St Clou den 9 Juni 1718[1], umb halb 6 a[be]ndts (N. 83).
Hertzallerliebe Louisse, wie ich umb halb 5 auß der kirch
kommen bin, hatt man mir Ewer liebes schreiben vom 4ten, no 44,
gebracht, welches ich geleßen. Wie ich aber die feder nehmen wolte,
umb zu andtwordten, sahe ich der printzes de Conti kutsch im hoff
fahrn. Die ist auß politesse kommen, umb zu fragen, wie ich mich
befindte, weillen ich gestern bey ihnen auff ihr maison de campagne,
so nahe hir bey bey, nur eine halbe stundt von hir, zu mittag geßen.
Wir wahren 19 personnen ahn taffel, sie haben unß eine starcke
mahlzeit [gegeben,] mehr alß 30 schüßeln, undt alles gar gutt, ein
marcassin oder wildt schweingen, auch ein guttes rehekalb, wovon
ich ahm meisten geßen; den ich eße mein leben keine frantzosche
ragouts, nicht auß der ursach, weillen sie ungesundt sein, sondern
weillen weillen sie mir gar nicht geschmecken; finde es quettscherich.
Es ist kein eintziger ragoust, ahn welchem ich mich habe gewehnen
können.
[2] Ich admirire die fraw von Rotzenhaussen, die frist die
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ragoust mit lust. Ich eße nur ordinari schlegte speißen, calbfleisch,
rindtfleisch, hammelschlägel, wilbret, wen ichs haben kan, aber nur
schlegt gebratten mitt einer poiverade.
[3] Aber wen ich teütsch
eßen ertapen kan, eße ich von gantzen hertzen; aber daß ist waß
rares.
[4] Aber damitt ich wider auff mein recit komme, so will ich
sagen, daß wir 5 viertelstundt ahn taffel geblieben. Nichts war
schonner, alß daß obst; es wahren gantz wie naturlich abricossen,
pfirsching, birn, apffel, alles von eyß; daß eße ich auch mein leben
nicht.
[5] Nach dem eßen gingen wir im salon, die musiq [zu hören.]
Man sung 2 acten von Phaeton undt 2 von Armide.
[6] Hernach umb
5 uhr spilten wir hocca biß halb 7; darnach fuhren wir spatziren.
Es war daß schönste wetter von der weldt. Der gartten ist schön,
hatt große alléen, viel springende fontainen undt große weiher. Wir
spatzirten biß nach
[7] bey 8ten, hernach fuhr ich wider her, kam
umb 9 ahn, aß mein salatgen undt ging umb halb 10 zu bett.
Dieße nacht umb halb 3 ist mir ohne wehe undt schmertz ein
abscheülicher durchlauff ahnkommen, hatt aber, gott lob, nicht lang
gewehrt undt ist ohne grimen undt schmertzen abgangen. Wir haben
nichts neües hir, alß den todt von monsieur d’Armagnac,
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welches mir von hertzen leydt ist; den er ist all sein leben mein
gutter freündt geweßen, ob zwar zwey von seinen brüder meine
ärgste feinde geweßen, nehmblich der chevallier de Loreine undt
comte de Marsen,
[9] Monsieur le Grand ist eben gestorben wie
unßer könig s. mitt
[10] hatt den kalten brandt ahn einen fuß
gehabt, wovon vergangen montag gar woll undt christlich gestorben;
hatt gar schön gesagt, er seye ein großer sünder geweßen, allein
sein e[i]ntzigen vertrawen seye auff daß leyden undt sterben Jessu
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Chri[s]ti; deswegen sterbe er getrost. Aber ich will nichts mehr
von dießer trawerigen sach sagen; den es macht mir daß hertz zu
schwer. Komme einmahl auff Ewer liebes schreiben. Mein brieff mag
Eüch, liebe Louise, woll erfreüet haben, aber nicht geehret haben;
den ich schreibe ahn manche leütte, so viel, viel weniger, alß Ihr,
seindt; also ist es Eüch gar keine ehre, weder ehre, noch schande.
Es ist den, wie ich sehe, der neüe stiel auch zu Franckfort; ich
meinte, daß man noch den alten dort hette. Ich halte es vor gar
billig, daß man mir unßern herrgott vorzicht. Es kompt eben
apropo; den heütte kan ich auch nicht viel sagen, den madame
d’Orleans kompt her, schon im vorhoff, wirdt etlich tag hir bleiben,
muß haußehre thun, aber dießen brieff doch völlig in vollen hoca
außschreiben. Von dem brandt zu Paris werde ich nichts mehr
sagen, daß ist zu alt. Ahn scrupulose leütte können reü
melancolisch machen, aber die kleingläubigen fragen kein haar darnach.
Daß gott alle die bekahren
[11] [möge,] so es von nohten haben, hirauff
sage ich von hertzen amen. Mansleütte finden selten lust in waß
in ehren geschicht. Waß in der teütschen zeittung von der printzes
von Wallis [steht,] ist leyder nicht alles war. Es ist war, daß die
printzes zu Kinsinthon
[12] geweßen, aber hatt den könig nicht zu
sehen bekommen. Hiemitt ist Ewer liebes schreiben vollig
beantwortet, bleibt mir nur uberig; Eüch zu versichern, daß ich Euch,
liebe Louisse, von hertzen lieb behalte.