Seitenbanner

Brief vom 17. Juli 1718

von Herzogin Elisabeth Charlotte von Orléans
an Raugräfin Louise zu Pfalz


933.


[321]
St Clou den 17 Julli 1718, umb halb 5 abendts (N. 93).
Hertzallerliebe Louise, ich habe bißher gewahrt in hoff[n]ung, heütte etwaß von Eüch zu bekommen; aber da kompt mein courier mitt händt voll brieff, aber keines von Eüch, liebe Louise! Ich kan die ursach nicht errahten, da ich doch schon eines von Eüch entpfangen von Franckfort anß. Bin also recht in sorgen wegen Eüch, liebe Louise! hoffe doch, daß ich zwischen jetzt undt zukünfftigen donnerstag zeittung von Eüch bekommen werde. Aber da kompt madame de Berry herrein; wen sie wider weg wirdt sein, werde ich dießen brieff außschreiben.
Sontag, umb halb 6 abendts.
Da geht madame de Berry eben auß meinem cabinet undt wirdt nunder ins waßer baden gehen. Ich glaube, daß daß waßer heütte gutt warm wirdt sein; den es ist heütte eine so unaußsprechliche hitze, daß man verschmachten mögte. Baaden were aber meine sache nicht, habe dieße lust mein leben nicht begreiffen können. Wir haben wir gantz nichts neües hir, alß gar heßliche historien. 2 kerl sich erhenckt haben, undt ein oberster, so ich kene undt welcher ein recht wacker, ehrlich mänchen ist undt monsieur de Maneville[1] heist, wie auch ein cammerdiner vom comte de Toullousse[2] seindt zu Paris assasinirt geworden. Der cammerdiner [322] ist todt, Maneville aber nicht. Da kumpt Hattebach[3] mitt seinem printzen von Anhalt herein. Er sagt, er were zu Londen alle tag bey Eüch geweßen; aber, unter unß gerett, so deücht mir, daß dießer nicht so viel vivacitet undt verstandt hatt, alß sein bruder, den wir hir gehabt haben. Der versteht a demie mot undt hatt gar nicht nohtig, daß man ihm waß außligt.[4] Waß soll ich nun weitter guts sagen, liebe Louisse? Es schlegt 6, muß ein wenig spatziren fahren undt frische lufft [schöpfen,] werde also dießmahl nichts mehr sagen, alß daß ich Eüch ambrassire undt von hertzen lieb behalte.
P. S.
Es schlegt eben 8 undt ich komme von der promenade undt finde hir ein paquet von meinem sohn, worinen der pasport vor monsieur Gueneault ist, so ich Eüch hiemitt schicke. Ah, da bringt mir Suson[5] einen brieff, so ihr monsieur Gueneault geschrieben, worinen er begehrt, daß man ihm den pa[sse]port geradt nach Londen adressiren solle, welches ich auch übermorgen thun werde. Ich habe gar große mühe gehabt, seinen brieff zu leßen; den sein papir hatt durchgeschlagen, wie Ihr secht.[6]
Impressum
Datenschutz
KontaktPost
Empfohlene Zitierweise:
Brief vom 17. Juli 1718 von Elisabeth Charlotte an Louise zu Pfalz
in: Briefe der Herzogin …, Hg. W. L. Holland, Band 3 (1874), S. 321–322
Onlinetext URL: https://www.elisabeth-charlotte.eu/b/d03b0933.html
Änderungsstand:
Tintenfass