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A mad. Louise, raugräffin zu Pfaltz, a Franckforth.
St Clou, den 5 8br 1718, umb 7 abendts (N. 16).
Hertzallerliebe Louise, ich fange Eüch heütte ahn zu schreiben;
den ich fürchte, daß ich morgen der zeit nicht haben werde, weillen
ich früher, alß ordinarie, nach Paris werde, indem ich zu der
großhertzogin muß, welche seyder vergangenen montag oder sontag aben[d]s
spät wider vom baadt kommen, muß I. L. also besuchen. Ich glaube,
daß I. L. biß montag vor etliche tagen herkommen werden. Sie
wondt a la Place-Royale, so eine gutte halbe stundt vom
Palais-Royal ist, muß also früher von hir weg undt ich muß noch, eher
ich wegfahre, ahn die konigin von Preussen [schreiben,] von welcher
ich gestern einen großen brieff entpfangen habe. Ich habe Eüch
vergangenen sontag schon bericht, daß ich Ewer liebes schreiben
vom 20 7br, no 93, zu recht entpfangen habe. Unßer commers
geht nun gar richtig, deücht mich, liebe Louise! Gott gebe, daß
es bestandt haben mag! Man sagt viel guts von meinem Juden,
den ich auß der tauff gehoben hab.
[1] Er hatt auch eine hübsche
phisionomie undt sicht gar nicht judisch auß. Ich wolte wetten,
daß sein vatter ein Christ geweßen. Wie dießer mensch ein Jud
war, hieß er Loupcain, undt nun heist er Carl Philipe. Wie es
weitter ablauffen wirdt, sal den tied lehren. Ich glaube, daß der
Jud von Lotteringen nun gehengt ist. Man hatt mich employren
wollen, umb vor ihm ahn hertzog von Lotteringen zu schreiben;
aber ich habe es aber nicht thun wollen, den ich kan ke[i]ne
schelmen leyden. Ihr kont mir andtwortten, daß ich dan vor wenig
leütte reden solle, undt daß ist nur zu wahr, liebe Louise! Der
Judt von Lotteringen ist, halt ich, gehengt worden, es seye den,
daß daß dem Craon undt seiner frawen
[2] so viel gelt geben
worden, daß sie ihn salvirt haben, wie gar offt ahn selbigen ort
geschicht; den die 2 personnen, so ich alleweill genent, seindt
abscheülich interessirt. Ich findt es gar wüst undt heßlich, wen große
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leütte arme kauffleütte daß ihrige nicht bezahlen undt sie obligiren,
banquerout zu spiellen. Ich halte dießes in meinem sin vor eine
gar große sündt; den es ist übel ahn sich selbst undt zicht noch
manch unglück nach sich, also ein gar groß übel undt dazu sehr
schimpflich in meinem sin. Alles in dießer welt wirdt schlimmer
undt betrogener, daß macht mich offt ungedultig. Es ist über 21
jahren, daß ich die commedien gesehen, von welche Ihr gesprochen.
Es ist kein wunder, daß ich sie beßer behalten, alß Ihr; den ich
war schon ein erwacksen mensch undt Ihr nur noch ein pur kindt;
zu dem waß mich einmahl recht erfreüet hatt, deßen erinere ich
mich all mein leben. In allen andern Sachen habe ich gar ein
schlim gedächtnuß, kan nichts behalten von waß ich leße. Alle
menschen, weiber undt mäner, seindt schwache werckzeüg; aber daß
ist gewiß, daß es den manern mehr, alß den weibern, zukompt,
große geschäfften zu haben. Ich habe mein compliment selber ahn
landtgraffen undt seinen herrn sohn gemacht, den sie mir part von
printz Wilhelms gemahlin niederkumfft geben haben. Es ist ein
groß glück, daß der herr von Degenfelt in seinem fall den halß
nicht gebrochen hatt. Ich habe daß talck recht artig gefunden.
Mich wundert, daß Ihr noch mein brieff ni[c]ht entpfangen habt, wo
ich Eüch auff dem ersten berichte, daß ich es woll entpfangen.
Ihr schreibt mir aber nicht, waß es kost; daß mögt ich gern wißen.
Der keyßer solle seine keyßerin sehr getröst haben, daß sie nur
eine ertzhertzogin bekommen; hatt sie ebenso magnifiq beschennkt,
alß wen sie einen ertzhertzog bekommen, undt solle gesagt haben,
er were der eintzige vom hauß, der daß kleine printzesgen woll
endtpfangen hette, daß er nicht wüste, worumb sie alle so betrübt
wehren; den sie wehren ja beyde jung genung, printzen, sowoll alß
printzessinen zu bekommen. Hiemitt ist all Ewer liebes schreiben
vollig beantwortet, bleibt mir nichts mehr überig, alß Eüch zu
bitten, nie zu zweyffeln, daß ich [Euch] von hertzen lieb behalte, liebe
Louisse!
P. S.
Donnerstag, den 6 8br, umb 6 uhr morgendts.
Hertzallerliebe Louisse, ich gebe Eüch einen gutten [morgen;]
einen gutten tag kan ich Eüch noch nicht geben, den es ist noch
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nicht tag. Ich stehe heütte früh auff, den ich bin gestern gar früh
schlaffen gangen. Mein ordinarie ist, nicht viel zu schlaffen; bin
ich gar schlafferig, ist es ein zeichen von kranckheit bey mir.
Biß sontag, so mir gott leben undt gesundtheit verleyet, werde ich
Eüch sagen, wie meine Parisser reiße abgeloffen.