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St Clou den 25 May 1719, umb halb 9 a[be]ndts (N. 88).
Hertzallerliebe Louise, ich habe heütte morgen eine mühsame
arbeydt gehabt, drumb schreib ich Eüch so spät. Ich hab ahn
Churpfaltz undt die printzes von Sultzbach geantwort undt Churpfaltz
brieff abgeschrieben. Daß gibt mir mehr mühe, alß wen ich ein
halb dutzendt brieff ahn jemandts bekandtes schriebe. Die printzes
von Wallis ist die eintzige unbekante person, so mir gantz keine
mühe zu schreiben gibt; den sie spricht mir allezeit so von
bekanten sachen undt leütten, daß es mir ist, alß wen ich sie all
mein leben gekant hette. Daß hatt mich den gantzen morgen
occupirt. Dießen nachmittag ist madame la duchesse mitt die zwey
ledige döchter [gekommen], seindt gar lang hir geblieben;
darnach seindt noch viel personnen kommen, hernach habe ich 4
seytten ahn monsieur Harling geschrieben. Ich habe heütte Ewer liebes
schreiben vom 13, no 38, entpfangen sambt noch 2 silberne
medaillen, so mir gar woll gefahlen; dancke Eüch von hertzen davor.
Ich glaube aber, Ihr seydt eine heyllige undt macht miracle undt
mein gelt vermehrt in Ewern handen, wie daß öhl in der witwen
handen zu zeitten deß prophetten Elias
[1]; den es ist nicht möglich,
daß es noch von demselben gelt sein kan, so ich Eüch geschickt.
Aber auff dießen frischen brieff kan ich heütte nicht andtwortten.
Erstlich so habe ich keine zeit, undt zum andern so habe ich noch
[auf] daß von 9, no 37, zu andtwortten. Vor alle gutte wünsche,
so Ihr mir vor unßere reiße hirher gethan, dancke ich Eüch von
hertzen. Es ist gewiß, daß wenig schönnere örter, alß Sein Clou
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sein; ich bin auch recht königlich hir logirt, habe gutte lufflt, gutt
waßer undt die schönste außsicht von der welt. Meine aderlaß
undt grüner safft hatt mich so abgematt, daß ich vor schwachheit
nicht mehr habe gehen können; hab den safft quittiren müßen. Wir
haben seyder dem kalten wetter gar große hitze außgestanden. Ich
weiß noch alle Sprichwörter, so ich mein leben in der Pfaltz
gewust habe. Solche lapereyen behält man eher, alß waß rechts. Ich
weiß noch mehr undt beßer Teütsch, alß Lenor. Wen ich nicht
immer Teütsch mitt ihr spreche, wolte ich mein kopff verwetten,
daß sie in einem jahr kein wort mehr wißen, noch verstehen würde.
Ich habe Eüch mein leben kein böß teütsch wort schreiben sehen,
alß daß vom frost
[3]. Die gräffin Wieserin hatte mir schon daß
unglückliche kindtbett von der pfaltzgräffin von Sultzbach verzehlt.
Vor den printzen, der gestorben, ist es kein unglück, aber woll
vor seine eltern. Die printzes hatt unrecht; man solle nicht dantzen,
wen man schwanger ist. Es ist beßer, daß, weillen daß unglück hatt
geschehen sollen, daß es bey der zweytten, alß ersten,
schwangerschafft gesch[eh]en. Ich glaube, Ihr werdet Eüch leicht getrösten,
daß die große geselschafft wider weg ist. Es ist beßer, in ein alt
hauß zu wohnen, so gemachlich ist, alß in ein neü, ungemachlich
hauß, so ungemächlich undt nur schönne aperentz hatt. Hiemitt
ist Ewer liebes schreiben vollig beantwort. Gutte nacht! ich gehe
gleich nach bett; den es hatt schon 10 geschlagen. Ich gehe mich
außziehen undt nach bett, nachdem ich Eüch werde versichert haben,
daß ich Eüch von hertzen lieb behalte.