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Die großhertzogin ist umb 3/4 auff 11 weg; ich kan noch ein viertelstündtgen blauttern, ehe ich mich ahnziehen gehe. Lustig in ehren ist gewiß nicht zu wehren; aber es ist etwaß gar rares hir. Die ceremonie zu Chelle war sehr ordendtlich; aber alles, waß ceremonien sein, deücht mir langweillig zu sein, auffs wenigst wirdt mir die zeit gar lang dabey, undt die zwey stundt, [268] so es zu Chelle gewehrt, haben mir mehr, alß 4, gedeücht. Mein enckel hatt so viel zu thun; wen man so viel zu thun hatt, kan einem keine zeit lang fallen. Occupation ist eine gar gutte sach vor junge leütte undt macht mich hoffen, daß sie sich [nicht] gereüen wirdt, die parthie genohmen [zu haben], ein abtißin zu werden.
St Clou den 12 October 1719 (N. 28).
Hertzallerliebe Louisse, ich wolte lieber, daß mein schreiben vom 7, no 18, bey Eüch glücklich ahnkommen were, alß daß vom 17, no 21. Ich hoffe doch noch alß, daß es sich endtlich wiederfinden wirdt undt die impertinenten, so es auffhalten, sich endtlich [267] beßer besinen werden. Ihr thut Eüch selber unrecht, zu sagen, daß Ewere brieffe unartig seindt. Ich finde, daß Ihr woll schreibt, undt bin gar woll mitt Ewern lieben brieffen zufrieden, leße sie auch gern. Ich bin selber gar ernsthafft geworden, habe also keine mühe, ernsthaffte brieff zu leßen; es ist mir gar nicht lacherlich. Vergangenen montag ist der arme duc de la Trimouille, mein vetter, gestorben ahn den kinderblattern den 5ten tag von seiner kranckheit[1]. Waß mich aber noch mehr in sorgen setzt, ist mein lieber abbé de St Albin[2], so seyder 8 tagen ein solch abscheülich fieber hatt, so zwey undt 3 mahl deß tags verdobelt mitt großen lenden- undt haubtschmertzen; ist mir recht bang vor dem armen buben, den ich habe ihn hertzlich lieb, ist der beste mensch von der weldt, gar nicht pfaffisch, auch nicht impertinent, wie die junge leütte nun sein, sondern lustig undt modest dabey, hatt woll studirt undt hatt verstandt. Es würde mich von grundt der seelen betrüben, wen er sterben solte, undt, unter unß gerett, so ist er nach dem duc de Chartre der liebste von allem[3] meines sohns kindern, recht undt lincken[4]. Daß hertzt[5] klopfft mir, biß ich wider zeittung von ihm habe. Aber da kompt die großhertzogin herein, umb mir adieu zu sagen; wir haben sie 3 tag hir gehabt, sie kompt von Bourbon. Ich muß eine pausse machen, umb I. L. zu entreteniren.Die großhertzogin ist umb 3/4 auff 11 weg; ich kan noch ein viertelstündtgen blauttern, ehe ich mich ahnziehen gehe. Lustig in ehren ist gewiß nicht zu wehren; aber es ist etwaß gar rares hir. Die ceremonie zu Chelle war sehr ordendtlich; aber alles, waß ceremonien sein, deücht mir langweillig zu sein, auffs wenigst wirdt mir die zeit gar lang dabey, undt die zwey stundt, [268] so es zu Chelle gewehrt, haben mir mehr, alß 4, gedeücht. Mein enckel hatt so viel zu thun; wen man so viel zu thun hatt, kan einem keine zeit lang fallen. Occupation ist eine gar gutte sach vor junge leütte undt macht mich hoffen, daß sie sich [nicht] gereüen wirdt, die parthie genohmen [zu haben], ein abtißin zu werden.