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Paris den 14 Januari 1720, umb halb 10 abendts.
Hertzallerliebe Louisse, ich werde heütte mein schreiben gar
kurtz machen. Ich habe daß Ewerige, no 103 vom 26 December, erst
dießen abendt nahe bey 8 entpfangen; hernach ist mein sohn
kommen, habe, nachdem er weg, ahn mein dochter geschrieben. Daß
hatt mich biß jetzt geführt, kan unmoglich auff Ewer liebes
schreiben andtwortten, werde, wo mir gott daß leben lest, biß donnerstag
andtwortten, nun aber nur in großer eyll sagen, daß ich nicht
wider woll bin undt seyder 9 tagen nicht auß der cammer gekont.
Derowegen will mich monsieur Terest
[1] morgen undt übermorgen
mitt dem grünen safft purgiren undt dreibt mich nach bett. Es
war spätter, alß ich gemeint, den da schlegts 10; werde also nur
in eyll sagen, daß ich, weillen es übermorgen Ewer geburdtstag ist,
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Eüch hirmitt einen porte-lettre ahnbinde
[2], so man mir geschenckt;
wünsche, daß es Eüch gefahlen [möge]. Es ist eine schachtel drin,
so man un biribi
[3] heißt. Gott gebe Eüch daß jahr, so Ihr
ahntrettet, glück, segen undt vergnügen undt alles, waß Eüch ahn leib
undt seehl nutz undt seelig sein mag! Adieu! Ich ambrassire
Eüch von hertzen undt behalte Eüch recht lieb.