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Paris den 8 Februari 1720 (N. 62).
Hertzallerliebe Louise, ich hatte gehofft, daß ich heütte auff 3
von Ewern lieben schreiben andtworten könte; allein, wie daß
sprichwordt sagt, l’homme propose et dieu dispose. Ich habe aber
2 brieff von der königin in Preüssen bekommen, die habe ich
beantwortet, auch ein[en] ahn monsieur Harling andtwortten müßen,
so ich vergangen sontag zu spät bekommen hatte. Ich habe auch
ahn die fürstin von Nassau Ussingen geschrieben, umb ihr daß leydt
zu klagen
[1], schicke ihr auch einen brieff von ihrer fraw schwester,
madame de Dangeau. Ich schicke es Eüch, damitt sie es desto sicherer
entpfangen möge; den, wie Ihr mir letzmahl geschrieben habt, daß
sie zu ihrem bruder gereist, weillen sie ihn noch nicht todt
gewust, also mögte mein brieff irr gehen; drumb schicke ich Eüch
dieß paquet, liebe Louise! Ich habe auch heütte zur großhertzogin
gemüst; die hatt mir ein concert geben, bin spat wieder kommen,
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bin expres nichts
[2] ins opera in hoffnung, Eüch lang zu entretenir[en].
Aber madame d’Orleans ist kommen [und] unßere brautt
[3], so heütte
einen jungen menschen mitt dem könig auß der tauff gehoben.
Mein sohn undt sonst noch viel leütte seindt auch kommen, die
haben mich biß umb 9 auffgehalten. Da hatt man mir Ewer liebes
schreiben vom 27 Januari, no 8, gebracht, habe aber ohnmöglich
eher, alß nun, schreiben können. Ich habe noch der zeit nicht
einmahl gehabt, Ewer liebes schreiben gantz außzuleßen, habe nur
im ahnfang gesehen, daß meine bagatellen, womitt ich Eüch
ahngebunden
[4], glücklich überkommen undt Eüch ahngenehm geweßen.
Weyder werde ich dießen abendts nichts auff dießen brieff sagen,
komme auff dem von 23 Januari, no 7. Es ist eine widerliche
gewohnheit, alß
[5] die brieffe zwey undt zwey auff einmahl zu geben.
Bißher seindt doch, gott lob, keine gantz verlohren gangen. Ihr
habt gar recht von der fürstinen von Ussingen reiß judicirt, liebe
Louisse! Ich glaube nicht, daß der fürst von Murbach reich
geweßen. Die zwey schwestern müßen von einem humor sein. Ich
fürchte alle meine vettern undt baßen von Rheinfels; den ich glaube,
daß allezeit ein wenig waß übels im hirnkasten bestelt ist; den
beyde landtgraffen wahren nicht recht gescheydt
[6]. Es hatt schon
10 geschlagen. Man plagt mich, ich solle enden, will nur noch
sagen: Alle, die von der conspiration sein, discoulpiren den duc
du Maine, undt seine gemahlin selber gestehet, daß sie alles ohne
sein wißen gethan, welches ich schwerlich glauben kan
[7]. Daß
Alberonie weg, bringt glück undt gibt unß den frieden mitt Spanien,
so schir gantz gemacht ist. Adieu! Ich ambrassire Eüch von hertzen.
Ein andermahl will ich es beßer machen, hab Eüch auff allewege
hertzlich lieb.