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Brief vom 8. Februar 1720

von Herzogin Elisabeth Charlotte von Orléans
an Raugräfin Louise zu Pfalz


1095.


[043]
Paris den 8 Februari 1720 (N. 62).
Hertzallerliebe Louise, ich hatte gehofft, daß ich heütte auff 3 von Ewern lieben schreiben andtworten könte; allein, wie daß sprichwordt sagt, l’homme propose et dieu dispose. Ich habe aber 2 brieff von der königin in Preüssen bekommen, die habe ich beantwortet, auch ein[en] ahn monsieur Harling andtwortten müßen, so ich vergangen sontag zu spät bekommen hatte. Ich habe auch ahn die fürstin von Nassau Ussingen geschrieben, umb ihr daß leydt zu klagen[1], schicke ihr auch einen brieff von ihrer fraw schwester, madame de Dangeau. Ich schicke es Eüch, damitt sie es desto sicherer entpfangen möge; den, wie Ihr mir letzmahl geschrieben habt, daß sie zu ihrem bruder gereist, weillen sie ihn noch nicht todt gewust, also mögte mein brieff irr gehen; drumb schicke ich Eüch dieß paquet, liebe Louise! Ich habe auch heütte zur großhertzogin gemüst; die hatt mir ein concert geben, bin spat wieder kommen, [044] bin expres nichts[2] ins opera in hoffnung, Eüch lang zu entretenir[en]. Aber madame d’Orleans ist kommen [und] unßere brautt[3], so heütte einen jungen menschen mitt dem könig auß der tauff gehoben. Mein sohn undt sonst noch viel leütte seindt auch kommen, die haben mich biß umb 9 auffgehalten. Da hatt man mir Ewer liebes schreiben vom 27 Januari, no 8, gebracht, habe aber ohnmöglich eher, alß nun, schreiben können. Ich habe noch der zeit nicht einmahl gehabt, Ewer liebes schreiben gantz außzuleßen, habe nur im ahnfang gesehen, daß meine bagatellen, womitt ich Eüch ahngebunden[4], glücklich überkommen undt Eüch ahngenehm geweßen. Weyder werde ich dießen abendts nichts auff dießen brieff sagen, komme auff dem von 23 Januari, no 7. Es ist eine widerliche gewohnheit, alß[5] die brieffe zwey undt zwey auff einmahl zu geben. Bißher seindt doch, gott lob, keine gantz verlohren gangen. Ihr habt gar recht von der fürstinen von Ussingen reiß judicirt, liebe Louisse! Ich glaube nicht, daß der fürst von Murbach reich geweßen. Die zwey schwestern müßen von einem humor sein. Ich fürchte alle meine vettern undt baßen von Rheinfels; den ich glaube, daß allezeit ein wenig waß übels im hirnkasten bestelt ist; den beyde landtgraffen wahren nicht recht gescheydt[6]. Es hatt schon 10 geschlagen. Man plagt mich, ich solle enden, will nur noch sagen: Alle, die von der conspiration sein, discoulpiren den duc du Maine, undt seine gemahlin selber gestehet, daß sie alles ohne sein wißen gethan, welches ich schwerlich glauben kan[7]. Daß Alberonie weg, bringt glück undt gibt unß den frieden mitt Spanien, so schir gantz gemacht ist. Adieu! Ich ambrassire Eüch von hertzen. Ein andermahl will ich es beßer machen, hab Eüch auff allewege hertzlich lieb.
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Empfohlene Zitierweise:
Brief vom 8. Februar 1720 von Elisabeth Charlotte an Louise zu Pfalz
in: Briefe der Herzogin …, Hg. W. L. Holland, Band 5 (1879), S. 43–44
Onlinetext URL: https://www.elisabeth-charlotte.eu/b/d05b1095.html
Änderungsstand:
Tintenfass