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Brief vom 25. Februar 1720

von Herzogin Elisabeth Charlotte von Orléans
an Raugräfin Louise zu Pfalz


1100.


[061]
Paris den 25 Februari 1720 (N. 67).
Herzallerliebe Louisse, die donnerstagpost ist mir gantz außgeblieben. Ob heütte zwey auff einmahl kommen werden, werden wir dießen abendt sehen. Es ist 11 uhr morgendts; ich habe schon ahn die printzes von Sultzbach geantwort undt ahn die fraw von Lület. Ich habe noch 2 alte brieff von Eüch, liebe Louisse, darauff werde ich heütte andtwortten, will Eüch aber vorher von unßern krancken verzehlen. Mein enckel, der duc de Chartre, ist auff den todt gelegen, so ein abscheülich fieber hatt er in seinen rödtlen gehabt mitt einem durchlauff. Aber verwichenen freytag hatt sich, gott lob, alles bey ihm gestilt undt ist nun, dem allmachtigen seye danck, gantz außer gefahr. Seine schwester ist auch gar übel geweßen. Die printzes von Modene hat daß fieber so starck gehabt, daß sie gantz gefabelt, dabey einen so starcken durchlauff, daß sie in ein[e]r nacht 14 mahl gegangen undt den tag nicht weniger undt hatt sich dabey erschrecklich, erschrecklich erbrochen; daß hatt [062] gewehrt biß dieße nacht umb 3 uhr. Da hatt man ihr teriac eingeben, daß hatt daß erbrechen undt den durchlauff gestilt. Man hofft, daß sie auch außer gefahr ist. Mademoiselle de Mon[t]pensier hatt zwar auch die rödtlen, aber ist lustig dabey undt nicht kranck, wie die andere 2 geweßen, ich könte woll sagen die ander 3 geweßen sein. Die elste schwester, die abtißin von Chelle[s], hatt es ebenso gehabt. Da kompt eben monsieur Teray herrein. Alles geht woll bey unßern krancken[1], will also weitter nichts von ihnen sagen; komme auff Ewer liebes schreiben von 9 Januari, no 3. Ich bin expresse nicht ins opera gangen, in hoffnung, meine 4 brieff dießen abendt zu schreiben; aber es seindt mir so viel verhindernüßen kommen, daß ich ohnmöglich habe schreiben können. Erstlich so habe ich gar lang mitt meinem sohn gesprochen wegen der lotteringgen[2] affairen; hernach habe ich lang mitt einem reden müßen wegen einer uhr, so mir gestollen worden in meinem cabinet. Es findt sich, daß es ein edelman ist; daß hatt ein groß lermen geben, wie Ihr, liebe Louise, woll gedencken könt[3]. Ich hatte gehofft, dießen abendt 2 schreiben von Eüch zu entpfangen, liebe Louisse, aber es ist keines kommen. Die teütsche post muß doch gestern ahnkommen sein, weillen ich brieff von der fraw von Lület bekommen gar frisch von Heydelberg vom 17 dießes monts; kan nicht begreiffen, wo Ewer brieff müßen hinkommen [sein]; den ich bin gewiß, daß Ihr keine post verseümbt habt, liebe Louisse! Aber da schlegt es 10; ich kan nichts mehr sagen, alß daß ich bin undt bleibe, so lang ich lebe, wie ich Eüch alle post verspreche.
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Empfohlene Zitierweise:
Brief vom 25. Februar 1720 von Elisabeth Charlotte an Louise zu Pfalz
in: Briefe der Herzogin …, Hg. W. L. Holland, Band 5 (1879), S. 61–62
Onlinetext URL: https://www.elisabeth-charlotte.eu/b/d05b1100.html
Änderungsstand:
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