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Paris den 4 April 1720, umb 5 abendts (N. 81).
Hertzallerliebe Louise, in dießem augenblick komme ich de la
Place Royale, wo ich der großhertzogin eine vissitte geben, welche
ich, gott seye danck, in volkomm[e]ner gesundtheit gefunden. Ich
bin aber in rechten sorgen undt betrübt; eine von meinen gutten
freündinen hatt schon alle ihre sacrementen entpfangen, undt letz[t]
verwichenen sontag war sie noch frisch undt gesundt, gleytte
[1] mich
biß ahns closterthor; den es ist meine gutte freindin, die supérieure
von den Carmelitten du faub[o]urg St Germain, wo ich alle sontag
hinfahre. Daß geht mir recht zu hertzen, es ist daß beste mensch
von der welt, so mich recht lieb hatt. Aber hiemitt genung von
dießer betrübten sach! Ich komme auff Ewer liebes schreiben
von 12, no 21; den daß vom 22 habe ich schon beantwortet, wie
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auch daß vom no 23. Aber da kompt mein sohn herrein, den muß
ich viel sagen, muß also eine pausse machen.
Donnerstag umb halb 8 abendts.
Mein sohn ist wieder weg undt die junge printzes de Conti
kompt herein; aber mitt ihr mache ich keine façon, thue alles, waß
mir in kopff kompt. Ich will nichts von der unrichtigkeit der post
reden, den daß ist gantz unnöhtig; waß man auch sagen mag, wirdt
doch nichts geendert. Drumb will [ich] nur sagen, daß ich heütte
kein neües schreiben von Eüch entpfangen, werde also daß alte
volführen. Ich habe schon in die frischere, so schon beantwort sein,
gesehen, wie man Eüch 2 von den meinen auff einmahl geben hatt.
Mein enckel ist schon vor 14 tagen wieder von Seve
[2] kommen, ist
nun frisch undt gesundt, gott lob! Unßere printzes von Modene hatt
unterwegen noch ein acces vom fieber [gehabt]; man hatt sie purgirt,
seyder dem befindt sie sich woll, wie man mir versichert. Ich bin
wie Ihr, liebe Louise! Ich glaube nicht, daß die pfaffen die
H.-geist-kirch wider heraußgeben werden, weillen es noch nicht
geschehen, man zwinge sie den dazu. Hirbey schicke ich ein
schreiben von madame Dangeau ahn ihre fraw schwester, der
[3] fürstin von
Ussingen. Hir sagt man kein wordt von madame Dangeau
erbschafft. Nun Ostern vorbey, werden woll die assambléen zu Franckfort
wider ahnfangen. Hir hört man wenig guttes; alle tag erfährt man
neüe mordthaten. Man verzehlt mir alleweil, daß seyder vorgestern
6 menschen ermordt sein worden. Ey, liebe Louise, ahn sterben
müst Ihr noch nicht gedencken. Ich habe gar kein lust, zu weinen,
bin auch sonsten trawerig genung, habe nicht von nohten, daß mir
noch waß mehrers dazu kompt. Also, liebe Louise, halt Eüch hübsch
frisch undt gesundt! Ahn monsieur Le Fevre habe ich Ewer
schreiben gleich geschickt, habe aber seyder dem nichts von ihm gehört.
Ahn chevallier Watter denckt niemandts mehr, daß ist auß. Wen
gleich Ewer schreiben ahn monsieur Le Fevre nicht pitschirt
geweßen were, hette ich ihn
[4] doch nicht geleßen; den ich leße mein
leben keine brieffe, so nicht ahn mich gehören. Auff Frantzösch
schreiben ist nicht gar schwer; man schreibt ja nur, wie man spricht,
gantz natürlich; es ist schir leichter, alß auff Teütsch, kost mir
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keine mühe. Daß letzte mahl, alß ich monsieur Le Fevre gesehen,
hatte er gutte hoffnung, daß seine sachen baldt zu endt gehen
werden. Dieße sachen, liebe Louise, haben mir gar keine mühe gekost,
undt wen sie mir gleich mühe gekost hetten, bin ich genung
recompensirt, wen es Eüch persuadirt, daß ich mich, wie ich thun
solle, vor Eüch undt die Ewerigen interessire. Es ist kein wunder,
daß Ewer elste niepce, nachdem ihr so viel unglück begegnet ist …
Stehlen geht noch woll hin, aber morden, wie man hir thut, ist zu
grob; seyder vorgestern seindt noch 6 personnen assassinirt worden.
Es ist beßer, falsche steine tragen, alß sein leben in gefahr zu
setzen oder sein hab undt gutt zu verliehren. Ich halte es vor gar
keine schande, falsche perlen zu tragen; seyder meines herrn todt
habe ich keine andere getragen
[5]. Wen man nur in solchen sachen
den
[6] andern nationen aff ist, geht es woll hin. Ein andermahl ein
mehrers. Ich gehe getroster; man ist mir sagen kommen, daß meine
freündin beßer ist. Dieße nacht hoffte
[7] ich, ob gott will, beßer zu
schlaffen, alß die vergangene nacht; den meiner freündin … ist mir
im kopff gelegen, undt ein abscheülicher krampff ahn knie, daß ich
biß umb 4 nicht habe schlaffen können, ob ich zwar umb halb 11
nach bett gangen war. Gutte nacht, liebe Louise! Ich ambrassire
Eüch von hertzen undt habe Eüch von hertzen lieb.