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A mad. Louise, raugräffin zu Pfaltz, a Franckforth.
St Clou den 2 May 1720, umb 7 morgendts (N. 89).
Hertzallerliebe Louise, vor 3 tagen habe ich Ewer liebes schreiben vom 16, no 31, gar woll entpfangen. Ich werde Eüch aber heütte nur ein klein stündtgen entreteniren; den umb 8 werde ich in kirch undt gleich drauff zur ader laßen, nur auß precaution, weillen es nun ein gantzes jahr ist, daß ich nicht zur ader gelaßen habe. Dießen abendt werde ich Eüch berichten, wie es abgangen, nun aber nur in eyll auff Ewer liebes schreiben andtworten. Mich deücht, daß sich die post nun zimblich woll wider einricht. Gestern fuhr ich nach Paris, besuchte Marton, welche zwar woll wider ist, kan aber keinen fuß vor den andern stellen. Von dar fuhr ich zu madame la princesse. Ich erschrack, wie ich I. L. sahe. Sie setzt mich recht in sorgen, sich[t] gottsjammerlich auß. Wen sie die augen zuthäte, solte man meinen, sie were todt; ist doch zimblich lustig darbey. Ohne sterben kan man nicht übeller sein, alß Marton geweßen. Mein dochter ist, gott lob, nicht schwanger undt nun wieder zu Luneville, werden nicht herkommen. Man nimbt den pretext, daß sie einen verdrießlichen proces zu Paris haben, aber die warheit ist, daß die zott[1] schwanger ist. [134] Daß habe ich meisterlich in Franckreich gelernt, mitt leütten umbzugehen, welche ich weder liebe noch estimire; also hatt es mir nicht mehr mühe gekost, sie zu sehen, alß andere. Die heydelbergische burger seindt desto mehr zu beklagen, daß der pfaffen undt devotten haß ohne endt ist. Ich glaube nicht, daß Churpfaltz doch thun wirdt, waß er threühet[2], weillen die pfaffen, insonderheit die Jessuwitter, ihre rechnung nicht dabey finden werden. Manheim ist nicht so ungesundt, alß man sagt. Ich bin ja lange jahren dort geweßen undt nie kranck worden; man muß aber dabey Heydelberger waßer drincken. Meine arme landtsleütte jammern mich von hertzen. Ich bin fro, daß I. L. der landtgraff von Darmstatt mitt meinen brieff zufrieden geweßen. Hiemitt ist Ewer schreiben vollig beantwortet. Waß unßere amitié [betrifft], so kan man sagen:Cela va sans dire.Ich wünsche, daß Eüch die assambléen woll divertiren mögen, undt damitt mache ich meine pausse, den dießen abendt werde ich, wie schon gesagt, sagen, wie meine aderläße abgangen.