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Brief vom 16. Mai 1720

von Herzogin Elisabeth Charlotte von Orléans
an Raugräfin Louise zu Pfalz


1122.


[147]

A mad. Louise, raugraffin zu Pfaltz, a Franckforth.

St Clou den 16 May 1720 (N. 93).
Hertzallerliebe Louise, meine leütte haben mir einen poßen gethan, so mich heütte braff hatt zörnen machen. Sie haben mir Ewer liebes schreiben vom 30 April, no 35, verbrendt, nachdem ich es geleßen. Ich hatte andere papiren auff meiner taffel, die [148] gebrendt [werden] solten; aber auff Eweres wolte ich heütte andtwortten, liebe Louise! So haben die thume oxsen[1] die mühe genohmen, Ewern brieff mitt die Ewerigen[2] zu brenen. Daß hatt mich recht erzörnt; den ich habe so ein schlegt gedachtnuß, daß ich mich ohnmöglich erinern kan, waß in Ewern lieben brieff gestanden, ob ich ihn zwar gleich geleß[en], alß ich ihn vergangenen sontag entpfangen. Dießen nachmittag habe ich Ewer liebes schreiben vom 4 dießes monts entpfangen, no 36. Ich kan aber heütte nicht drauff andtwortten, den es hatt schon 10 geschlagen; muß es vor den h. Pfingsttag verspahren. Ich habe heütte viel damen hir gehabt, so mitt mir geßen, die printzes de Lambesq[3] von hauß Lotteringen, mademoiselle de Bouillon undt die duchesse de Porthmüht[4]. Nun muß ich schlaffen gehen; den ich bin zwar beßer, aber noch gantz nicht recht woll. Adieu, hertzlieb Louise! Ich wünsche Eüch eine gutte nacht undt behalte Eüch von hertz[en] lieb.
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Empfohlene Zitierweise:
Brief vom 16. Mai 1720 von Elisabeth Charlotte an Louise zu Pfalz
in: Briefe der Herzogin …, Hg. W. L. Holland, Band 5 (1879), S. 147–148
Onlinetext URL: https://www.elisabeth-charlotte.eu/b/d05b1122.html
Änderungsstand:
Tintenfass