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A mad. Louise, raugraffin zu Pfaltz, a Franckforth.
St Clou den 16 May 1720 (N. 93).
Hertzallerliebe Louise, meine leütte haben mir einen poßen
gethan, so mich heütte braff hatt zörnen machen. Sie haben mir
Ewer liebes schreiben vom 30 April, no 35, verbrendt, nachdem
ich es geleßen. Ich hatte andere papiren auff meiner taffel, die
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gebrendt [werden] solten; aber auff Eweres wolte ich heütte
andtwortten, liebe Louise! So haben die thume oxsen
[1] die mühe
genohmen, Ewern brieff mitt die Ewerigen
[2] zu brenen. Daß hatt
mich recht erzörnt; den ich habe so ein schlegt gedachtnuß, daß
ich mich ohnmöglich erinern kan, waß in Ewern lieben brieff
gestanden, ob ich ihn zwar gleich geleß[en], alß ich ihn vergangenen
sontag entpfangen. Dießen nachmittag habe ich Ewer liebes
schreiben vom 4 dießes monts entpfangen, no 36. Ich kan aber heütte
nicht drauff andtwortten, den es hatt schon 10 geschlagen; muß es
vor den h. Pfingsttag verspahren. Ich habe heütte viel damen hir
gehabt, so mitt mir geßen, die printzes de Lambesq
[3] von hauß
Lotteringen, mademoiselle de Bouillon undt die duchesse de Porthmüht
[4].
Nun muß ich schlaffen gehen; den ich bin zwar beßer, aber noch
gantz nicht recht woll. Adieu, hertzlieb Louise! Ich wünsche
Eüch eine gutte nacht undt behalte Eüch von hertz[en] lieb.