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Si vous aves aimé, vous aves seu cognoistre,
Que l’amour de son choix veust estre le seul maistre,
Que s’il ne choisit pas tousjour le plus parfait,
Il attache du moins les coeurs aux choix qu’il fait,
Et entre cent beautéz digne de nostre hommage
Celle qu’il nous choisit, plait tousjour davantage[7].
So ist es auch mitt dem graffen von Erpbach gangen. Aber da schlegt die uhr, ich muß mich ahnziehen gehen undt nun meine ordinarie pausse machen.
St Clou den 21 Julli 1720 (N. 11).
Hertzallerliebe Louise, heütte hoffe ich auff alle Ewere überbliebene schreiben exact zu andtwortten, fange bey dem vom 6 dießes monts ahn, no 52, so ich, wie ich Eüch bericht, vergangenen donnerstag entpfangen. Weillen ich aber nicht zweyffle, daß, waß ich Eüch letztmahl geschrieben, Eüch, liebe Louise, wirdt in sorgen gesetzt haben, so will ich Eüch geschwindt sagen, daß alles nun, so lang es wehren mag, gar still undt ruhig zu Paris ist. Gott gebe, daß ich biß mitwog keinen neüen allarm dort haben mag! Biß donnerstag, wo mir gott leben undt gesundtheit verleyet, [werde ich Euch] berichten, wie meine reiße wirdt abgeloffen sein. Ich werde auch die großhertzogin besuchen, so wider von dem baadt kommen von Bourbon; sie ist dort todt-kranck geweßen. Ich fürcht, ich fürcht, es wirdt baldt mitt ihr zum endt gehen, welches mir hertzlich leydt sein wirdt; den ich habe die großhertzogin lieb. Aber so gehts in dießer welt, wo man wenig guts undt viel traweriges [209] findt. Aber ehe ich wider auff Ewer liebes schreiben komme, muß ich Eüch doch waß sagen, weillen ich michs erinere, nehmblich nembt ein wenig dicker papir, umb Ewere couperten[1] zu machen! Den Ewer papir ist zu fein[13], es verschliest gantz undt Ewer paquetten zureißen; diß letzte war gantz verderbt, rings rumb verschließen. Ich segt[2] durch waß ich Eüch vergangen donnerstag geschrieben, daß ich groß ursach gehabt habe, wegen monsieur Laws seinen gelt-affairen in sorgen zu sein. Gelt ist rarer, alß nie; waß aber nicht rar hir ist, daß ist falschheit, boßheit, verrahterey undt geitz; daß findt man die hülle undt die fülle hir, ist aber nichts ahngenehmes noch lustiges, es macht einen daß leben satt undt müde. Ich weiß nicht, waß man von mäner-gemühter viel helt, wen sie ursach haben, bang zu sein; Law war vergangen mitwog wie der todt so bleich, also gar bang. Die seinigen zu lieben undt in sorgen vor ihnen zu sein, kompt mänern so woll, alß weibern zu. Es seindt mehr, alß einerley, jalousie; hir im landt findt man mehr leütte jalous von ihren mänern auß ambition, alß auß liebe; den sie wollen allezeit alles regiren undt es ist kein küchenmagt, so nicht meint, daß sie verstandt genung hatt, daß gantze königreich zu regieren; wollen auch auff alle staadtssachen allezeit raisoniren, machen mich so ungethultig offt, daß ich trappeln undt stampffen mögte[3]. Es ist ein ihrtum, zu glauben, daß man einen man wehren kan, maistressen oder puben zu lieben; es muß eins oder daß ander hir sein. Daß beste ist, den man auß schuldigkeit, aber nicht mitt passion zu lieben, woll undt friedtsam mitt ihm zu leben, aber sich in nichts bekümern, wo er seine wüsterey hintregt. Auff dieße weiße bleibt man imm[e]r gutte freündt undt behalt friede undt ruhe im hauß. Ihr könt der jalousen graffin sagen, sie solle ihre rivallen[4] vor ein alt scheißhauß, met verlöff, met verlöff, halten; so wirdt ihr die jalousie gantz vergehen; den es ist ja nicht billig, sich zu queelen[5] über waß man erstlich nicht endern [kann], undt zum andern so eine große qual vor die außzustehen, so gar nichts nach unß fragen. Von einem man solle eine fraw allezeit zu[frieden sein], wen er ruhig mitt ihr lebt undt ihr nichts zu leydt [210] thut. Es seindt keine ewige lieben; lieben, ich verstehe verliebt sein, muß mitt der zeit ein endt nehmen, also muß man nur gedult haben, wie Ihr der gräffin gar woll gerahten habt. Daß der graff von Erpbach seine schönne gemahlin nicht so lieb hatt, alß die erste metres, ob die gemahlin zwar schön ist, daß gemandt mich ahn die vers, so Thessée in Oedippe[6] sagt zu Oedippe selber:Si vous aves aimé, vous aves seu cognoistre,
Que l’amour de son choix veust estre le seul maistre,
Que s’il ne choisit pas tousjour le plus parfait,
Il attache du moins les coeurs aux choix qu’il fait,
Et entre cent beautéz digne de nostre hommage
Celle qu’il nous choisit, plait tousjour davantage[7].
So ist es auch mitt dem graffen von Erpbach gangen. Aber da schlegt die uhr, ich muß mich ahnziehen gehen undt nun meine ordinarie pausse machen.