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A madame Louise, raugraffin zu Pfaltz, a Franckforth.
Paris den 23 Januari 1721 umb 4 uhr nachmittag.
Hertzallerliebe Louise, ich bin in todtes-ang[st] [um] Eüch. Ich
habe bißher gewahrt
[1], umb zu sehen, ob ich etwaß von Eüch
bekommen mogt, aber es ist nichts [gekommen]; mogte doch wißen, ob
Ihr die rodlen bekommen habt oder nicht. Ich wolte, das Ihr sie
bekommen; den es wehrt nur 2 mahl 24 stundt, den ist man es
quit. Meine kranckheit ist gantz waß anderst; seyder 3 wochen
hab ich daß continuirliche fieber, so etlich mahl auch woll nur ein
mahl deß tag kompt mitt starckem husten. Ich hab daß quinquina
seydter 8 [tagen] gebraucht; daß benimbt mir daß fieber nicht, gibt
mir aber starck magen-schmertzen. Ich weiß nicht, waß gott über
mich vorsehen, aber ich [er]gebe [mich] ohn[e] angst in den willen
deß hernn, es sey zum leben oder zum todt. Ich bin so matt, daß
ich die feder nicht mehr halten [kann], muß schließen. Gott gebe,
daß Eüch dießer brieff in gutter undt beßerer gesundtheit
ahntreffen mag! Biß ich endte, behalte ich Eüch von hertzen lieb.