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Brief vom 30. Januar 1721

von Herzogin Elisabeth Charlotte von Orléans
an Raugräfin Louise zu Pfalz


1197.


[011]
Paris den 30 Jannuari 1721 (N. 62).
Hertzallerliebe Louise, vergangen sontag habe ich Ewer liebes schreiben vom 14 dießes monts, no 4, mitt freüden entpfangen; den ich bin woll in rechten ängsten undt sorgen vor Eüch, liebe Louise, geweßen. Gott sage ich vom grundt der seelen lob undt danck, daß er Eüch daß leben wider geschenckt hatt. Er wolle Eüch ferner gnädig erhalten! Weillen ich aber nicht zweyffle, daß Ihr, liebe Louise, in sorgen vor mich seydt, so will ich Eüch meinen standt berichten. Morgen wirdt es 8 tag, daß ich, gott lob, daß quinquina, so mir so erschröckliche magen-schmertzen verursachet hatte, [los geworden bin]. Daß fieber ist nicht wider kommen, aber ich habe noch einen starcken husten, großen wiederwillen zum eßen undt eine solche abscheüliche mattigkeit, daß, wen ich zwey lignien geschrieben, muß ich ahtem schöpffen, alß wen ich geloffen hette. So lang [ich] in der welt bin, hab ich keine so erschreckliche mattigkeit entpfunden; ich bin, alß wen mir die seel außgehen solte. Dem seye, wie gott will, ich ergebe mich gantz in seinen heylligen willen, es seye zu leben oder zu sterben. Ich sehe noch gar wenig leütte; so baldt ich aber den kleinen Grabenbrock, den secretarius von Churpfaltz, sehen werde, will ich ihm Ewer sach recommandiren. Mehr kan ich heütte ohnmöglich sagen, alß daß ich Eüch, liebe Louise, biß ahn mein endt lieb behalten werde.
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Empfohlene Zitierweise:
Brief vom 30. Januar 1721 von Elisabeth Charlotte an Louise zu Pfalz
in: Briefe der Herzogin …, Hg. W. L. Holland, Band 6 (1881), S. 11
Onlinetext URL: https://www.elisabeth-charlotte.eu/b/d06b1197.html
Änderungsstand:
Tintenfass