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Wirdt woll ein jedes, groß undt klein,
Gar woll vergnüget sein.
[070] Dießmahl kan ich daß sprichwordt nicht cittiren:
Paris den 5 Aprill 1721 (N. 80).
Hertzallerliebe Louise, heütte hoffe ich vollig auff Ewer liebes schreiben vom 22 Mertz, no 23, zu andtwortten, so ich, wie ich Eüch schon geschrieben, vergangenen donnerstag abendts entpfangen. So lang denen so die posten regieren, die fantesie dawern wirdt, werdet ihr alß zwey von meinen schreiben auff einmahl bekommen. Meiner dochter ist es lang auch so gangen, nun geht die post von Lotteringen sehr richtig. Man muß hoffen, daß ihnen einsmahl die fantesie auch ahnkommen wirdt, die teütsche post woll zu gehen machen. Es ist war, liebe Louise, daß die frische brieffe einen größern gefahlen thun, alß wen sie alt sein. Dießen letzten vom 22sten hette ich schon vergangenen montag oder gar sontag haben sollen, [ist] also 5 tag älter, alß er sein solte; aber daß stehet nicht zu endern, werde also nichts davon sagen. Vergangen mitwog hab ich ein schreiben von der printzes von Wallis entpfangen; daß kam auch 2 tag spätter, alß es kommen solte. Die [069] arme printzes kam eben in den kindtsnöhten; bin recht in sorgen wegen I. L., den ich habe noch nicht vernohmen, wie es abgangen, verlange von hertzen darnach. Worinen mir daß schreiben vor dießem geschadt, war, daß ich etlichmahl, wen ich den tag interompirt worden, biß 5 morgendts die gantze nach[t] durch geschrieben. Daß thue ich aber seyder 2 jahren nicht mehr. Der printzes von Wallis schreiben seindt weit davon, langweillig zu sein; sie divertiren mich recht. Eine myledy Köyper[1] die hatt alß poßirlich undt artige einfäll, von welchen mir unßere liebe printzes offt part gibt. Ich wünsche sehr, daß meine schreiben I. L. keine lange weillen geben mögen, allein ich darff solches nicht hoffen, noch mich hierinen flattiren auß mehr, alß einer, ursach; erstlich so lebe ich sehr einsam, sehe wenig leütte, erfahre also wenig neües; ich bin alt, meine vivacitet ist dahin, habe keine lustige noch possirlich einfähl mehr, man muß selber lustig sein undt daß bin ich nicht mehr, alß[2] können meine brieffe nicht anderst, alß langweillig, sein. Aber die printzes ist so gutt undt entschuldiget alles undt erweist mir alle freündtschafft undt amitié, daß ich eine rechte erkandtnuß undt recognoissance davor habe. Daß Ihr, liebe Louise, meine brieffe nicht langweillig findt, ist eben kein wunder; den Ihr habt mich lieb undt von denen, so man lieb hatt, findt man alles gutt undt man ist so froh, in der weitte zeittungen von ihnen zu haben, daß man daß überige gar nicht examinirt undt mit allem zufrieden ist. Zweymahl die woch zu schreiben, hatt mir nie geschadtet, sondern nur, wie ich schon gesagt, die stunden, in welchen ich geschrieben. Daß werde ich niemahlen mehr thun, sondern allezeit auffs allerspätst umb 10 in mein bett sein. Daß hatt aber gar nichts lustiges ahn sich. Weillen Eüch, liebe Louise, meine albere brieffe so gefahlen, so seydt versichert, daß es ahn mir nicht liegen wirdt, daß Ihr deren nicht 2 mahl die woche entpfangt! Den Ihr segt woll durch meine dattum, daß ich alle posten schreibe undt nie fehle. Eweren reimen habe ich nicht in Eweren brieff gefunden; den zeyllen, theil undt glückseeligkeit reimbt ja nicht. Zur poesie bin ich gar nicht geschickt. Ah, ich glaube, ich habe es gefunden:Wirdt woll ein jedes, groß undt klein,
Gar woll vergnüget sein.
[070] Dießmahl kan ich daß sprichwordt nicht cittiren:
Vom foutu sprach der teüffel. Waß fandt er aber? den pfaffen auff der nonen.Aber
je vous laisse sur la bonne bouche,wie Crispin zum baron de la Crasse sagt; den ich muß meine pausse machen. Ich bin heütte interompirt worden, den ich habe eine schuldt zahlen müßen, welche die eintzige ist, so ich noch zu bezahlen hatte; es wahren 550 francken. Alles ist bezahlt, waß mein menus-plaisirs-beüttel ahngeht.