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Brief vom 2. August 1721

von Herzogin Elisabeth Charlotte von Orléans
an Raugräfin Louise zu Pfalz


1250.


[196]

Par B[r]uxelle par Bingen

A madame Louise, raugräfin zu Pfaltz, a Geissenheim.

St Clou den 2 Augusti 1721 umb halb 2 nachmittags (N. 13).
Hertzallerliebe Louise, ich habe seyder vergangenen sontag nichts von Eüch entpfangen undt vergangen donn[e]rstag, alß vorgestern, habe ich auff dießes letzte geantwort. Ich muß gleich nach Paris zum könig, der gar übel ist; man hatt ihn ahm fuß undt arm zu ader gelaßen undt heütte l’hemetique[1] geben. Ich bin in solchen ängsten, daß ich nicht weiß, waß ich sage oder thue. Diß ist, waß in[2] in der welt ahm meisten geförcht. Gott bewahre unß davor! Aber stirbt dießes [kind], ist mein sohn, noch sein sohn ihres lebens nicht sicher, den die fürsten vom geblüdt seindt teü[f]el, die nicht ahn gott glauben. Gott stehe unß bey! Ich habe es woll von nöhten, bin wie ein nar, der kopff threhet [mir]. Ach, drumb hatte ich eben gewünscht, dießen winter zu sterben, umb alle unglück nicht zu erleben, so ich sehe, so über mich fallen werden. Aber ich übergebe alles in die handt gottes, er machs [197] mitt mir, wies ihm gefelt! Adieu, liebe Louise! Ich ambrassire Eüch von hertzen undt, in welchen standt ich auch sein mag, so werde ich Eüch doch biß ahn mein endt lieb behalten.
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Empfohlene Zitierweise:
Brief vom 2. August 1721 von Elisabeth Charlotte an Louise zu Pfalz
in: Briefe der Herzogin …, Hg. W. L. Holland, Band 6 (1881), S. 196–197
Onlinetext URL: https://www.elisabeth-charlotte.eu/b/d06b1250.html
Änderungsstand:
Tintenfass