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St Clou den 18 September 1721 (N. 26).
Hertzallerliebe Louise, ich fange ahn, recht in sorgen vor Eüch zu sein, den seyder vergangenen sontag 8 tag habe ich nichts von Eüch gehört, noch gesehen, da ich doch ordinarie alle woche zwey schreiben von Eüch, liebe Louise, gewohnt bin zu entpfangen. Daß setzt mich recht in sorgen, ich [habe] aber dieße sorgen nicht von nohten, umb von hertzen trawerig zu sein, bin es ohne daß. Den gestern morgen haben wir endtlich unßere arme großhertzogin verlohren, welches ich, wie Ihr wist, lengst gefürcht habe. Aber waß gar wunderlich ist, ist, daß sie vorgestern morgen so woll war, daß man I. L. über den graben meinte; sie konte wider speyen undt woll reden, fühlte aber doch, daß ihr endt sich nahete, sagte zu einer krancken-wartterin vom l’autel dieu[1]:Je sens que je me meurs,ließ ihren curé de St Paul hollen, so sie vor etlichen tagen vorher comunicirt hatte. Der hatt ihr biß ahn ihr endt zugesprochen, solle gar ein feiner geistlicher sein. Abendts zwischen 9 undt 10 kam ihr ein starcker frost undt fieber ahn, sie machte die augen selber zu, hatt nach undt nach die sinen verlohren undt ist gestern morgen umb 10 uhr verschieden[2]. Nachmittags umb 1 ist mir ihr chevallier d’honneur, monsieur de Ceppeville[3], dieße [228] trawerige zeittung sagen kommen, welche mich recht trawerig macht, undt die sorgen, worinen ich vor Eüch bin, liebe Louise, machen mich nicht lustiger. Gott gebe, daß ich zu meinem trost baldt schreiben von Eüch entpfangen möge! Unterdeßen will ich Eüch verzehlen, waß wir neües hir haben, welches mir, ob es zwar keine böße zeittung ist, mir doch einen abscheülichen schrecken eingejagt hatt, daß mir arm undt bein davon gezittert haben. Monsieur Teray will mir nicht erlauben, nach dem nachteßen zu leßen, oder zu schreiben; so gehe ich gleich ahn mein[e] toillette undt, wen ich außgezogen, nach bett. Also war ich vergangen sontag umb halb 9 in mein bett. Wie ich gegen 9 eben ahnfing, zu schlumern, werde ich erwecket durch ein groß geraßel von einer post-chaise. Ich schel[l]te gleich undt ließ fragen, waß es were. Da sahe ich auff einmahl meines sohns erster kammer-juncker in mein cammer kommen, undt wie er bleich ist undt dick dabey undt gleich schnaufft, wen er eine stiege steygt, so war er bey seinem blaßen gesicht auß dem ahtem. Wer hette mitt dießen umbstanden nicht gemeint, daß ein unglück geschehen were? Wie er mich aber so erschrocken sahe (den ich glaube, daß ich woll so bleich, alß er selber ware), sagte er gleich:
Madame, ne vous effrayes pas! je ne vous porte que des bonne[s] nouvelles. Il est arrives un courier d’Espagne, le roy d’Espagne escrit au roy et a monseigneur le duc d’Orleans et demande que l’on fasse le mariage du roy avec son infante et qu’a cette intention il envaira[4] ce primtemps l’infante, sa fille, icy pour estre elevée en France[5]. Monseigneur n’a pas voulu tarder [229] a vous le faire savoir, il est si las d’avoir estes 12 heures au conseil, qu’il n’a pust[6] vous escrire n’y venir luy mesme.Ich sagte:
O, passe pour celuy la!Aber ich muß nun meine pausse machen undt mich ahnziehen, dießen nachmittag werde ich dießen brieff schließen. Wolte gott, ich konte dabey setzen, daß ich etwaß von Eüch, liebe Louisse, entpfangen! Ich [muß] doch noch sagen, daß die duchesse de Vantadour[7], so meine hoffmeisterin geweßen, dießen frühling die infantin abhollen wirdt undt solle sie erzigen[8]. Nun muß ich ernstlich auffhören, zu schreiben, muß doch noch dieß bladt enden, aber mitt nichts lustiges, den ich bin von hertzen trawerig.