[257]
St Clou den sambstag, 25 October 1721.
Hertzallerliebe Louise, heütte schreibe ich nur, umb mein wort
zu halten, keine post [zu] verliehren, den ich habe seyder letzt
verwichenen sontag nichts von Eüch entpfangen, hoffe auff morgen.
Ich werde meinen brieff erst dießen abendt zumachen, umb zu sehen,
ob ich nichts von Eüch entpfangen werde; den es ist erst ein viertel
auff 10 undt ich habe schon 8 mahl, umb es höfflich zu sagen,
spatzirgäng gethan, von dem grünen safft getrieben, so man mir
heütte morgen umb ein viertel auff 7 hatt schlucken machen.
Morgen wirdt man mir eben so viel schlucken machen. Aber nun muß
[ich] auch meine pausse machen, den es ist zeit, daß ich mich
ahnziehe, liebe Louise!
Sambstag umb halb 3 nachmittags.
Ich bin matt wie ein armer hundt, bin, seytter ich auffgehört,
zu schreiben, noch zwey mahl gangen, daß macht in allem 10 mahl.
Wie es morgen abgehen wirdt, werde ich Eüch zukünftigen
donnerstag berichten, wo mir gott leben undt gesundtheit verleyet. Wir
haben nun gantz undt gar nichts neües hir, liebe Louise! Ich hoffe,
morgen hoffe ich brieff von Eüch zu bekommen, den sontags fehlt
es selten. Gott gebe, daß ich nicht in meiner hoffnung möge
betrogen werden! Adieu, liebe Louise! Ich ambrassire Eüch undt
versichere, daß ich Eüch von hertzen lieb behalte.