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St Clou den 8 November 1721 (N. 39).
Hertzallerliebe Louise, gestern bin ich mitt Ewer liebes
schreiben von 25 October, no 78, erfrewet worden, ist, wie Ihr segt, lang
genung unter wegen geweßen. Ich muß mich eyllen, umb drauff
zu andtwortten; den umb 9 werde ich in kutsch undt nach Paris
fahren, muß mich alß umb 3 viertel auff 8 ahnziehen undt es ist
schon nahe bey 3 viertel auff 7, aber doch noch finstere nacht. Es
ist eine melancolische sache umb die kurtze tagen, seindt mir recht
zu wieder. Ich kan die finsternuß nicht leyden; gott gebe, daß ich
ein kindt deß lichts werden mag! Madame Dangeau hatt mir
gestern ein zimblich groß paquet vor ihre fraw schwester, der
fürstin von Nassau Ussingen, geschickt, aber umb Ewern beüttel zu
sparen, will ichs nicht in Ewerem paquet thun, liebe Louisse,
sondern ein coupert
[1] drüber machen undt überschriefft undt es so auff
die post schicken. Daß bohmische goltstück, so Ihr mir verehrt,
ist viel rarer, alß wens eine medaille; den es ist von dem
außwurffgelt
[2], so bey deß königs in Böhmen, unßer groß herr vatter,
cronung zu Prag ist gemacht worden, wie die konigin in Bohmen
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schwanger von printz Rupert
[3] war. Dancke Eüch nochmahlen sehr
davor, liebe Louise! Es hatt schon seinen platz unter meinen
golten stückern undt ich habe es bey deß konigs in Böhmen medaille
[gelegt]. Diß stück kompt Eüch auffs wenig[ste] auß
[4] 3 ducatten.
Mein beüttel, liebe Louise, halte ich ein wenig beßer gespickt, alß
den Ewerigen; ob ich zwar vor meinem standt nicht gar reich bin,
so kan ich doch noch woll bagatellen kauffen, wie die, so ich Eüch
schicke, liebe Louise! Man fangt nun wider ahn, mich zu bezahlen,
die helffte ist meinem tressorie
[5] schon geben worden. Da war ich
nicht in sorgen vor, dachte woll, daß es mitt der zeit wider
kommen würde. Ich bin nicht von denen leütten, so sich selber viel
plagen undt über alles schwere gedancken machen; ich habe hir
gelehrnt, mitt gedult viel zu erwartten. Es ist leicht zu errahten,
warumb ich nicht eher bin bezahlt worden; gelt ist rar hir im landt,
den die es haben, verbergen es. Es seindt viel mont im sommer,
daß der konig selber kein gelt entpfanget; also daß, so der konig
hatt, muste vor seine troupen undt eygen hauß gespart werden.
Dazu muß ja nun eine suma von bar gelt fertig sein vor die reißen
von die, so die junge infantin hollen sollen undt ihr hauß bestellen;
daß ist nun daß nohtigste. Im October fangen deß königs
ahnkunfften
[6] wieder ahn, zu gehen, da bezahlt man wieder allgemach
eins nach dem andern. Laws ist noch nicht in Englandt, er ist
noch in Denemark. Es ist ihm bang, wie man sagt, vor dem bruder
von dem, welchen er erstochen hatt; den er solle ihm greülich
trawen
[7]. Unßer liebe printzes von Wallis hatt mir deß comte de
Rochester unglück verzehlt, sie haben die flame davon gesehen.
Ich muß abbrechen, den da ist es zeit, mich ahnzukleyden. Adieu,
liebe Louise! Seydt versichert, daß ich Eüch von hertzen lieb behalte!