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Brief vom 13. November 1721

von Herzogin Elisabeth Charlotte von Orléans
an Raugräfin Louise zu Pfalz


1278.


[267]

A madame Louise, raugräffin zu Pfaltz, a Franckforth.

St Clou den 13 de Novembre 1721 (N. 40).
Hertzallerliebe Louise, wie ich eben die feder nahm, auff Ewere [268] liebe schreiben, so mir noch über blieben, [zu antworten], bekomme ich Ewer liebes schreiben von 1 dießes monts mitt den friedentractat zwischen dem Czaar undt Schweden, wovor ich Eüch sehr dancke; habe es noch nicht gesehen, ist mir gantz waß neües. Ich habe aber heütte der zeit nicht, solches zu leßen; den diß ist schon der 4te brieff, so ich heütte schreibe, habe schon 3 geschrieben, davon die mir gar sauer ahnkommen sein; den es wahren die antwortten ahn dem könig undt die königin von Spanien[1], bin noch gantz müde davon. Ich bin auch heütte sehr interompirt worden, den meine baß, die printzessin Ragotzi, ist herkomen undt hatt mich nach dem eßen lang entretenirt. Hernach hatt man ins gebett geleüt, wo ich wie alle tag hin bin; aber daß betten hatt mich nicht meine müdigkeit benohmen, sondern zu der müdigkeit deß haubts undt handt hatt es noch meine knie müde gemacht. Es schlegt alleweill 7 undt ich will Eüch entreteniren, biß man mir mein klein nachteßen bringt, welches in ein eintzig schüßelgen bestehet undt in 2 drünck Rheinwein mitt waßer. Es ist mir woll leydt, daß ich nicht mehr nach dem eßen schreiben darff; sonsten würde ich, so müde ich auch bin, auff Ewer liebes schreiben völlig andtworten, aber heütte wirdt es ohnmöglich sein. Es ist doch ein[e] verdrießliche sache, daß man Eüch allezeit meine schreiben 2 undt 2 auff ein mahl gibt. Bin froh, daß daß schreiben vom könig in Böhmen, unß[er] groß herr vatter[2], Eüch ahngenehm geweßen. Es ist ein rar stück, monsieur Zorn hatt es von keine Frantzoßen bekommen, sondern von Dantzig mitt gebracht, kompt also nicht von Heydelberg. Alles in der welt ist verhengnuß, liebe Louise, undt waß gott zu allen zeitten vorsehen hatt, daß muß geschehen, liebe! Gott weiß allein, warumb es geschicht, [man] muß ihm also still halten. Herr Fabritzius[3] habe ich gar woll gekendt, aber nicht den secretarius Grünlinden[4]. Ich bin nun, gott lob, [in guter gesundheit], aber habe kein apetit. Ich glaube, daß alles, waß ich im leib habe, zu galle wirdt, aber ich bin nicht in sorgen, waß drauß werden kan, ergebe alles gott dem allmachtigen, er weiß woll, [269] waß mir ahm besten undt ahm nohtigsten sein [mag], thue unterdeßen alles, waß mein docktor gutt undt apropo findt. Wen ich nur die nahme vergeße[5], were es nichts; aber ich nehme die leütte offt eins vor daß ander, daß ich mich recht davor schäme. Aber da kompt mein eßen, ich muß auff[hören]. Sambstag, wo mir gott leben undt gesundtheit verleyet, werde ich lang schreiben, nun aber nur sagen, daß ich Eüch allezeit von hertzen lieb behalte.
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Empfohlene Zitierweise:
Brief vom 13. November 1721 von Elisabeth Charlotte an Louise zu Pfalz
in: Briefe der Herzogin …, Hg. W. L. Holland, Band 6 (1881), S. 267–269
Onlinetext URL: https://www.elisabeth-charlotte.eu/b/d06b1278.html
Änderungsstand:
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