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A madame Louise, raugraffin zu Pfaltz, a Franckforth.
Paris den 13 December 1721 (N. 49).
Hertzallerliebe Louise, heütte hoffe ich auff Ewer liebes
schreiben vom 29 November, no 85, zu andtwortten, ob ich zwar so einen
starcken schnupen habe, huste auch ein wenig dabey, daß ich heütte
nicht zum könig kan; habe Wendt hingeschickt, meine
entschuldigung zu machen, will mich noch ein par tag einhalten in
hoffnung, keinen abscheüllichen husten wie vergangen jahr zu
bekommen.
Sambstag umb halb 3 nachmittags.
Heütte morgen hatte ich ahngefangen, auff Ewer liebes
schreiben zu andtworten. Aber Chausseray[e] ist von Madrit expresse zu
mir kommen, habe sie also entre[te]niren müßen undt von
schreiben abbrechen. Aber da kompt wider eine verhinderung, nehmblich
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mein sohn. Gott weiß, wen ich dießen brieff werde außschreiben
können; den nachdem er wieder weg wirdt sein, werde ich meine
enckeln undt mademoiselle de Clermont undt mademoiselle de la
Rochesurion
[1] in die ittalliensche commedie fahren. Da komme ich auß
der commedie, ein stück war gutt, daß ander gar schlegt. Es ist
kein wunder, daß die posten nun unrecht gehen; wegen undt
wetter erlaubens nicht, daß sie woll gehen. Ich bin fro, liebe Louise,
daß meine heürahts-beschreibung, so ich Eüch geschickt
[2], Eüch so
woll divertirt hatt, alß mir die sach langeweill gegeben hatt. Ich
bin gar zu alt, umb mich zu butzen, ich habe auch keine
demanten, nicht eine parure, nicht einmahl rechte perlen, trag allezeit
falsche
[3]. Ich bin nicht anderst gekleydt, alß wie ich allezeit hir
bin, ein schwartz kleydt undt ein unterrock von brocart
[4], meine
schwartze cappen, wie alle tag, habe nichts neües ahngehabt.
Lenor heist die printzes des Asturie[s] daß spanische muckel, weillen
sie gar spanisch außsicht. Sie hatte kein spanisch kley[d] bey der
heürahts-verschreibung, [war] nicht auff Spanisch gekleydt, sondern
en grand habit, wie man bey hoff gekleydt sein solle, aber sehr
gebutz[t], voller demanten. Dieß kindt hatt mich geforcht, aber
nie lieb gehabt wie ihre schwester de Beaujolois
[5], so nun
mademoiselle
[6] ist; also habe ich auch dieße allezeit lieber gehabt.
Spanien wirdt dießer jungen braudt sehr woll [gefallen], den sie ist
ambitieux, liebt die ceremonien undt gravitet, also ist Spanien ihre
rechte sach. Der hoff hir ist gar nicht mehr, waß er geweßen,
jetzt nur eine confussion wie ein cahos
[7]. Ich habe mich nicht
resolviren konnen, der fraw von Rotzenhaussen zu sagen die boße
zeittung von ihrer schwester. Es jamm[e]rt mich, den sie war offt
bey mir vor dießem. Ihre schwiger-dochter ist zu loben, so große
sorg vor sie gehabt zu haben, undt es ist schimpfflich ahn ihre
dochter, nicht deß gleichen gethat
[8] zu haben. Die fürstin Ragotzi
hatt sich nun in ein closter retirirt; ob daß eine bekehren darff
erfolgen
[9], mag gott geben. Die zeittunge[n] sagen gar nichts wars
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vom hoff. Graff Moritz von Saxsen hatt hir ein regiement gekaufft
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undt ist von seiner gemahlin geschieden, aber mitt großen recht,
den sie ein doll leben geführt. Aber er hatt nicht von religion
geendert, noch sich wider hir verheüraht. Ich glaub, daß er sein
leben vom heürahten verleydt ist. Graff Frieß ist gerochen. Es
ist mir lieb, daß [Ihr] eine gutte gesundtheit nun habt. Ich kan
michs nicht berühmen, Paris verschondt mich nicht
[12]. Adieu, liebe
Louise! Ewer liebes schreiben ist beantwort, bleibt mir nichts mehr
überig, alß Eüch zu versichern, daß ich Eüch von hertzen lieb
behalte.