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Paris den 20 December 1721 (N. 51).
Hertzallerliebe Louise, es frewet mich, wen meine schreiben
Eüch ahngenehm sein. Nun kan ich wenig von meinem thun undt
laßen sagen, den daß ich stehts die naß butz, speye, huste, den
kopff halte, so mir so schwer ist, alß wen ich bley drein gegoßen
hette. Daß wetter ist auch abscheülich rau, schnee undt eyß
überall. Alle deß königs glassieren
[1] seindt schon gefühlt
[2]. Ich glaube,
wir werden einen abscheülichen windter bekommen, morgen hatt
[3]
der wintter seinen ahnfang nehmen
[4]. Ich will Eüch woll sagen,
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liebe Louisse, warumb ich, wen ich gesundt bin, keine mühe habe,
mehr, alß eine vissitte, deß tags zu thun; ich steigen keine stiege
mehr, man tregt mich in chaisse nauff, kan also nicht müde werden.
Die Carmelitten seindt woll gewohnt, daß man in ihre küche geht
[5],
daß ist allezeit gesche[he]n seyder 5 jahr. Die konigin in Spanien,
meine fraw stiffdochter
[6], ließ sich alß in der küche ein gebacke[ne]s
machen, so man in Franckreich sehr liebt undt eine boursoufflée
[7]
heist, mir aber schmeckts gar nicht. Knopffger
[8] kan ich auch nicht
eßen, kein schwebisch eßen. Biß in mein 55 jahr habe ich zu
nacht eßen müßen, aber seyder dem kan ich nicht schlaffen, wen ich
woll eße. Ich bin keine gr[o]ßen eßerin nicht, habe selten großen
apetit undt daß frantzosch gefräß verlaydt mir alles eßen, habe
mich in 50 jahren nicht dran gewohnen konnen. Mein sohn hatt
gutte koch, aber keine ragout eße ich
[9]. Daß waßer aber ist mir
in den mundt komen, wie ich in Ewerm brieffe, liebe Louise, den
frischen rehbratten undt einen gutten schweinskopff … Weder eins
nochs ander konnen sie hir gar nicht zurichten. Ihr jammert mich,
meines briffs wegen, liebe Louise, dieße gutte gasterey abgeschlagen
zu haben. Es ist kein wordt war, daß madame d’Orleans schwanger
ist; nichts hatt sie von der heürahts-verschreibung ihrer dochter
abgehalten, alß die faulheit, sich ahnzukleyden
[10]. Ich trage viel
lieber den großen habit, alß den manteau, aber ich muß es nun
tragen, weill ich kranck bin, sonst lacht man mich auß. Man sicht
zu cammermagtisch in dem manteau auß, umb es zu lieben konnen.
Die weitte rock, so man überall tregt, seindt mein aversion, stehet
insolent, alß wen man auß dem bett kompt. Den manteau, wie
ich ihn trage , ist nichts neües, madame la Dauphine hatt es
getragen. Die mode von den wüsten röcken kompt ahm ersten von
madame de Montespan, so es trug, wen sie schwanger war, umb
sich zu verbergen
[11]. Nach deß königs todt hatt es madame
d’Orléan[s] wider auff die bahn gebracht. Ich muß wider willen enden,
den es wirdt gar spät, bin sehr interompirt worden. Ein ander
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mahl will ich auff daß überige andtwortten, aber nun nur versichern,
daß, in welchem standt ich auch sein mag, werde ich Eüch biß ahn
mein endt von hertzen lieb behalten.