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A madame Louise, raugraffin zu Pfaltz, a Franckforth.
Paris den 31 Januari 1722 umb 3 vi[e]rtel umb[1] 4 (N. 63).
Hertzallerliebe Louise, daß ich Eüch heütte schreiben werde,
daß ist gewiß; ob ich aber auff eines von Ewern lieben schreiben
vollendts andtwortten werde konnen, daß ist gar unsicher, indem
unßere hertzogin von Hannover dießen nachm[i]ttag herkomen
wirdt, umb mitt mir in die ittalliensche commedie zu gehen von
Timon ou le missantrope
[2]; sie ist artig undt viel verstandt drin.
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Aber wie unßer hertzogin ordinarie lang vor der commedie kompt,
umb mitt mir zu sprechen, so besteht es auff E.
[3] L. ahnkunfft, ob
ich viel oder wenig werde schreiben können; daß stehet nicht bey
mir. Ich will doch ahnfangen, auff Ew[e]r liebes schreiben von 17,
no 5, zu antwortten, aber ob ich es außführen werde, stehet bey
den göttern, wie die teütsche commedienten alß pflegen zu sagen.
Aber es ist auch einmahl zeit, daß ich auff Ewer liebes schreiben
komme. Ihr secht
[4] woll, liebe Louise, daß nichts mehr auff der
post zu sagen ist undt daß sie allezeit ein woch Eüch zwey
schreiben auff einmahl [geben] undt [daß Ihr] eine post keine bekommen
werdet. Aber da kompt unßere hertzogin, ich sehe sie in den hoff
herein fahren, den mein[e] fenster sehen geraht auff die pfort von
dem ersten hoff.
Sambstag umb ein viertel auff 9 abendts.
Es ist eine vi[e]rtelstundt, daß wir wieder auß der commedie
kommen sein; sie haben woll gespilt undt es hatt unßere hertzogin
recht divertirt. Daß hatt mich gefrewet. Sie liebt die commedien
mehr, alß nie. Dieße ist possirlich undt sehr moral. Ich hoffe, daß
der gutten fraw von Lüls ihr Allant-wein mich vollendts couriren
wirdt; den seyder 3 tagen, daß ich ein glaßgen davon drincke,
befinde ich mich ohnvergleichlich beßer. In dießer weldt, liebe Louise,
findt man woll viel bößes ohne guts, aber nie daß gutte ohne waß
bößes; ich habe die[ses] offt remarquirt. Mein enckel, der duc de
Chartre[s], ist nun, gott lob, gantz courirt undt sey[der] 5 tagen
ohne fieber, also alles, gott lob undt danck, zum endt. Er ist aber
warlich gar gefährlich kranck geweßen mitt seinen geschwehren
[5],
sein continuirliches fieber, so abendts undt morgendts verdopelt
hatt. Es ist woll ein groß glück, daß die natur noch starck
genung bey ihm geweßen (da er doch so gar delicat ist), die geschwer
durch die naß undt halß außzuwerffen. So balt die geschwer
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außgeworffen, hatt sich daß fieber gestilt. Daß seindt der frantzoschen
docktoren ihre maniren, man lest erschrecklich viel zur ader in
allem alter. Ein medgen von 8 monat, so man im wiegen
umbgeworffen undt eine beülle ahn dem kopff bekomen, hatt man gleich
zu ader gelaßen. Es ist der comtesse de la Motte ihr[e]s sohns
dochtergen. Ich meinte, daß kindt müste sterben, es befindt sich
aber gar woll davon. Es ist unglaublich, wen man es nicht sicht,
wie viel interuptionen ich alß finde. Ich gestehe, daß mein sohns
gegenwart mich allezeit erfrewet; den ich liebe ihn von grundt
meiner seelen, habe es auch nicht anderst ursach, den er lebt gar
woll mitt mir. Ich werde suchen, mein wordt so zu halten, daß
man mir nichts wirdt vorzuwerffen haben. Aber da cittirt mich
monsieur Teray, undt
[6] schlaffen zu gehen, will also nur in eyll
sagen, daß unß[er] spanisch mückel
[7] geheüraht ist. Ihr herr ist verliebt
von ihr. Der hoffmeister hatt ihn nach einer halben stundt auß
dem bett geholt; daß arme kindt, der printz des Asturies, hatt
bitterlich geweindt
[8]. Mehr erlaubt man mir dießen abendt nicht
zu sagen, setze nur dazu, daß ich Eüch von hertzen lieb habe,
liebe Louise!