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A madame Louise, raugraffin zu Pfaltz, a Franckforth.
St Clou den 11 Julli 1722 (N. 10).
Hertzallerliebe Louise, ich habe Eüch vorgestern gar einen
kleinen brieff geschrieben, doch auff Ewer letztes vollig beantwortet.
Wo mir der schlaff dießen nachmittag nicht überfelt, hoffe ich,
heütte einen lengern brieff, alß letztmahl, zu schreiben. Wir
werden in ein par stunden sehen, waß drauß werden wirdt. Ich habe
sey[der dem] vorgesterigen, so ich beantwortet, von no 47, keinen
neüen von Eüch entpfangen, werde also heütte auff daß vom 3 Juni,
no 41, andtwortten, so ich noch nicht beantwortet habe. Aber da
kompt man mir sagen, daß es zeit ist, mich ahnzukleyden. Dießen
nachmittag hoffe ich außzuschreiben.
Sambstag, den 11 Julli, umb 9 uhr abendts.
Es ist schon eine gutte halbe stundt, daß ich von Madrit
kommen bin, aber ich habe hir madame de Puidebar mitt ihrer dochter,
madame de Luneti
[1]; die sagt, daß sie Eüch gar woll kendt, sie
ist lustiger undt närischer, alß nie. Segt
[2], liebe Louise, wie der
teüffel sein spiel hatt! Ich hatte resolvirt, Eüch heütte einen langen
brieff zu schreiben, aber nun muß ich enden; den es ist zeit, daß
ich eße, undt ich bin heütte kranck ahn meine vapeurs wie ein
armer hundt, muß also wider willen eßen. Adieu, liebe Louise!
Ich ambrassire Eüch von hertzen, undt in welchen standt ich auch
sein mag, so werde ich doch, ehe ich gar zum endt gehe, Eüch von
hertzen lieb behalten.