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A madame Louise, raugräffin zu Pfaltz, a Franckforth.
St Clou den 16 Julli 1722 (N. 11).
Hertzallerliebe Louise, vergangen sontag bin ich mitt Ewer
liebes schreiben von 29 Juni. no 48, erfrewet worden auß dem
Schlangenbadt. Aber ehe ich drauff andtworte, muß ich Eüch
sagen, daß ich Eüch bitte, Ewern secretarius zu dancken; den er ist
gar fleißig, mir die teütschen zeitungen zu schicken. Mich wundert,
daß ahn einem ort, wo alle jahr so viel menschen undt leütte hin
kommen, alß daß Schlangenbadt ist, daß die posten nicht regullirt
sein. Hir haben wir nun ein recht kaldt wetter, ich habe alle
meine fenster zumachen müßen, undt, hette ich mich nicht geschämbt,
hette ich feüer machen laßen. Der nordt-windt ist eben so scharff,
alß wie im October, heütte. Daß wetter gefelt mir gantz undt gar
nicht; ich glaube auch, daß es mich verhindert, wider zu meinen
kräfften zu kommen; den ich bin noch immer in dem ellenden standt,
wo ich geweßen, der eintzigen unterschiedt ist nur, daß ich keinen
degoust mehr habe undt eßen kan. Man hatt mir heütte morgen
wider eine medecin in grünen safft ahngebotten, ich habe es aber
in gnaden blat abgeschlagen undt gesagt, daß daß eintzige mittel,
wider zu kräfften zu kommen, were, fort zu fahr[e]n, zu eßen undt
daß es gewiß were, daß, wen man mir jetzt den grünen safft wider
zu [schlucken] geben, were es immanquable, daß es mir den apetit
wider gantz benehmen [würde]. Monsieur Teray hatt gefunden, daß ich
recht habe, undt er hatt mich gefragt, waß ich gewohndt war, zu
thun, wen ich nicht eßen konte. Ich sagte, daß man mir
wermet-wein
[1] drincken machte; dabey ist es geblieben, man wirdt mir
wermet-wein zu drincken geben. So baldt ich ihn werde genohmen
haben, werde ich Eüch berichten, wie es mir bekommen. Ich bin
recht froh, daß Ewere reiße ahngenehm geweßen; den daß ist gutt
vor die gesundtheit. Mich wundert, daß Ihr lieber allein mitt einem
jungen freüllen gefahr[e]n seydt, alß mitt Ewern niepcen. Wen Ihr
mir von unßer teütschen eßen sprecht, daß solte mir eher meinen
apetit wider herbey locken, alß der wermet. Die krepße deügen
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in der welt nicht hir, ich eße gar selten
[3]. Daß findt ich gar eine
lobliche manir, sein leben zu gewinen mitt stük
[4]-schießen. Die
landts-bettler seindt ordinarie große schelmen; es ist vor wenig
jahren einer gerädert worden; so es schon einmahl geweßen, folgt
immer den hoff auff einem eßel nach. Derselbe schelm war ein
morder, hatt viel leütte mitt eygener handt ermort, stelte sich ahn,
alß wen er vom eßel gefahlen were, rieff die, so vorbey gingen,
ihn auß charitet zu helffen. Wen man zu ihm kam, hatte [er] ein
meßer undt ein pfeyff, gab den ersten stich inß hertz, pfiff, da
kamen die camerrahten undt stallen alles, waß die armen leütte
hatten. Es ist ahngenehm, bekandten zu finden. Ewer niepce
sohngen ist freylich noch zu jung, umb zu reißen. Waß ist daß vor
eine fasson, daß Ihr nicht sagen dorfft, daß Ihr auß dem baadt
kompt? Ist mein vetter Görgen noch bey Eüch, wen Ihr dießen
brieff entpfangt, so macht ihm doch mein compliment! den ich hab
ihn lieb. Aber es hatt 10 geschlagen, man treibt mich, zu enden.
Biß sambstag werden
[5] ich, so mir gott leben undt gesundtheit
verleyet, werde ich biß sambstag dießen brieff außbeantwortten, nun
aber nur sagen, daß ich Eüch von hertzen lieb habe.