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A madame Louise, raugraffin zu Pfaltz, a Franckforth.
St Clou den 18 Julli 1722 (N. 11).
Hertzallerliebe Louise, ich bin woll ein geplagte seel alle tag
mitt den interuptionen, so mir taglich zufahlen, wen ich Eüch
schreiben will. Heütte habe ich eine particulire audiantz von dem
cardinal Acunia
[1] gehabt, ein Portugais, der kompt von Rom undt
geht wider nach Portugal. Der hatt mich lang wartten machen,
hernach bin ich nach Madrit. Wie ich wieder kommen, habe
meinen brieff ahn madame Dangeau [geschrieben]. Die ist nun bey
ihre herrn brüder undt eine von ihren fraw schwestern; sie
erwartten noch die fürstin von Nassau-Ussingen. Seytter 2 tagen gibt
man mir wermut-wein morgendts einzunehmen; daß sterckt mich
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mehr, alß der grüne safft, welchen ich abgeschlagen habe, weillen
daß starcke purgiren mich zu sehr abmatt; ich finde aber, daß der
wermet-wein mich stercket. Es ist ein Teütscher zu Paris, der
macht alle jahr im herbst dießen wermet-wein, ist eben so gutt
alß bey unß, findt recht, daß es mich sterckt undt die gar zu
starcke vapeurs benimbt; seyderden auch seindt mir die schenckel
nicht so abscheülich geschwollen, alß sie geweßen, mitt einem wort,
ich bin wider beßer, aber gar übel geweßen. Aber hiemitt genung von
der langweilligen materie, komme auff Ewer halbes schreiben, so ich
letztmahl nicht habe außschreiben können. Meine mattigkeit ist mir
allein von viellem verlohrenen bludt kommen undt daß man mich zu
geschwindt undt offt drauff purgirt hatt; ahn so poßen bin ich nicht
gewohnt. Ahn medecinen, noch aderläß werde ich mein leben weder
glauben, noch vertrawen haben; daß hatt mir I. G. s. der churfürst, unßer
herr vatter, noch ma tante, unßere liebe churfürstin, nicht gelernt
[2].
Von meiner betrübnuß von Versaille[s] werde ich nichts mehr
sagen; es ist aber betrübt, kinder ahnstatt raisonable menschen zu
sehen, daß gibt kein trost. Vor Ewer guttes gebett, liebe Louise,
dancke ich sehr; da habe ich mehr glauben undt vertrawen zu, alß
durch die gantze apoteck. Wen alle eltern es mitt ihren
ungezogenen kindern machten, wie der graff von Schönborn mitt seiner
dochtern, würde man nicht so viel leichtfertige stücker sehen, alß
man nun sicht. Ich weiß so woll, daß die printzessin von
Sultzbach zu Schwetzingen ins kindtbett kommen, daß ich gevatterin
dazu bin; were es lieber zu einem printzen geweßen. Ey freylich
bin ich es, so gevatterin ist. Warumb solte es meines sohns
gemahlin sein? Die käme überzwerg dazu. Die keyßerin Amelie ist
auch mitt gevatter, wie mir der kleine secretarie Gravenbruch
gesagt. Ewer schreibtaffelgen ist noch nicht auß meinem sack
kommen, seyder ichs habe; ist gar artig, hatte nie keines so vorher
gesehen. Aber da schlegt es 10 undt Ewer liebes schreiben ist
vollig beantwortet, liebe Louise, bleibt mir nichts mehr überig, zu
sagen, alß daß ich Eüch von hertzen lieb behalte.