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St Clou den 23 Julli 1722 (N. 13).
Hertzallerliebe Louise, vergangen sontag habe ich Ewer liebes schreiben vom 6, no 49, auß dem Schlangenbadt woll entpfangen. Ich adressire allezeit meine schreiben auff Franckforth, liebe Louise! Den ich mir einbilde, daß sie sicherer so gehen werden; den auff der Parisser post weiß man nicht, waß Schlangenbadt ist; sehe doch, daß ich nicht übel gethan, weillen sie richtig ahnkommen. Es ist beßer, ein wenig spätter zu kommen, alß gar verlohren zu gehen. Es ist ein heßlich sach umbs alter, man kan sich nicht erhollen; etlich tage habe ich mich ein wenig beßer befunden auff den wermet-wein, so man mir geben, aber seyder vorgestern bin ich matter undt arger, alß nie. Ich gehe doch immer meinen schlenderian fort, alß wen mir nichts wehre, will dießen morgen nach Versaille[s], werde aber wie ordinari wieder hir zu mittag eßen. Geht es aber wie gestern, kan man mitt recht der fraw von Rotzenhaussen sprichwort cittiren, wie der wolff sprach, wie er schnacken aß undt sagte:Es geht klein her[1];den der apetit ist mir wider gantz vergangen. Aber waß will man thun? Man muß woll gedult haben undt daß langweillige gespräch enden, nur daß noch sagen, daß daß brauchen[2] eben ist, waß mich so ellendt gemacht; jedoch wollen sie in 5 tagen wieder ahnfangen. Ich glaube, man wirdt mich endtlich durch daß vielle brauchen, so meiner natur so gar zuwider ist, mich endtlich so ellendt machen, daß ich nicht mehr werde auß dem bett kommen können. Die zeit wirdt lehren, waß drauß werden wirdt; ich bin zu allem bereydt, waß mir gott schicken will, wen ich nur nicht lang zu leyden haben mag. Aber es ist zeit, daß ich mich ahnziehe, den es ist schon ein viert[e]l auff 8te. Dießen nachmitt[ag] werde ich dießen bri[e]ff, ob gott will, außschreiben, undt erfahre ich etwaß neües zu Versaille[s], werde ichs Eüch berichten, nun aber eine lange pausse machen; den ich kan nicht eher wider schreiben, biß ich von Versaille[s] werde kommen sein.