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A madame Louise, raugräffin zu Pfaltz, a Franckforth.
St Clou den sambstag, 1 Augusti 1722, umb halb 7 morgendts (N. 16).
Hertzallerliebe Louise, ich forchte sehr, daß ich Eüch heütte
nur einen gar kleinen brieff schreiben werde undt nicht auff Ewer
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liebes schreiben vom 18 Julli werde andtwortten können, wie ich
es wünsche; den umb halb 9 werde ich nach Paris, geraht ins
Val-de-Grace zu meiner enckellin, der printzes, abtißin von Chelle[s]
wolt ich sagen. Von dar werde ich au Port-Royal zu der jungen
printzes de Conti, von dar ins Palais-Royal, wo ich mitt mein[en]
damen undt enckellen zu mit[t]ag eßen werde. Nach dem eßen
werde eine particullire audientz von zwey ambassadeurs von
Venedig haben; den einen kene ich gar woll, ist schon einmahl
ambassadeur hir geweßen, heist Diepoli
[1], gar ein gutter, ehrlicher
man; den andern solte ich mehr kenen, den er ist hir in
Franckreich erzogen, ein Foscarini, war hir im col[l]ege; ich habe ihn
aber damahlen nicht gesehen. Sein oncle ist auch ambassadeur hir
geweßen. Nach dießer audientz werde ich aux Carmelitten, von
dar wider ins Palais-Royal, wo ich meine enckellen undt mademoiselle
de la Rochesurion
[2] in die ittalliensche commedie [führen] werde,
hernach wieder hieher, gar wenig eßen undt den zu bett, sprach
jene brautt. Ich werde aber nicht woll schlaffen, weillen ich
morgen undt übermorgen den grünen safft schlucken muß, welches ich
bitter ungern thue, wirdt mich aber auffs neü abscheülich abmatten.
Aber waß will ich thun? Wen man bey den wölffen ist, muß man
mitt ihnen heüllen. Da schlegt es eben 7 uhr, aber ich muß Eüch
doch noch ein wenig entreteniren, liebe Louise! Ihr werdet doch
dieße post nicht ohne mein schreiben sein. Es ist eine
verdrießliche sach, daß die post so unrichtig geht, aber es stehet nicht zu
endern, also nichts davon zu sagen. Der Augst-mont fengt recht
kalt ahn, wie im herbst; daß wirdt sawern wein geben. Ich glaube,
daß die gantz natur verkehrt ist. Man hört abscheülich sachen von
mort, dieberey undt desbeauchen. Aber da rufft man mich, umb
mich ahnzuziehen. Biß donn[e]rstag, wo mir gott daß leben verleyet,
werde ich Eüch verzehlen, wie mein reißgen abgangen, nun aber
nur versichern, daß ich Eüch von hertzen lieb behalt[e], lieb[e]
Louise!