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Brief vom 12. September 1722

von Herzogin Elisabeth Charlotte von Orléans
an Raugräfin Louise zu Pfalz


1361.


[461]

A madame Louise, raugraffin zu Pfaltz, a Franckforth.

St Clou den sambstag, 12 September, umb halb 10 (N. 30).
Hertzallerliebe Louise, es scheindt, daß der teüffel, umb mich doll zu machen, je schwecher ich bin, je mehr verhinderung schickt er mir, zu schreiben. Heütte ist es mir noch eben so gangen; [462] [mit] aller seiner boßheit wirdt er mich doch nicht hindern, mein wordt zu halten, mein leben keine post [zu] verseumen, liebe Louise, Eüch viel oder wenig zu schreiben; auff wenigst will ich Eüch doch meinen zustandt berichten. Ich bin ein wenig beßer, alß ich vergangen donnerstag geweßen; der garus fengt ahn, woll bey mir [zu] operiren, hatt mir schon die meisten vapeurs benehmen undt ich fange ahn, ein wenig beßer zur gethan[1], [bin] zwar ohnen[2] apetit, aber doch mitt wenigerm abscheü vor dem eßen. Waß mich aber recht betrübt, ist, daß der gutte, ehrliche Garus in den zügen liegt; er hatt mir doch ein halb dutzendt bouteillen von seinem elexir geschickt, habe also noch lang dran. Waß ich noch ahm schlimbst[e]n habe, ist eine gar starcke geschwulst ahn meine schenckeln undt füßen. Vor dißmahl, hertzliebe Louise, kan ich Eüch oh[n]moglich mehr schreiben, bin zu matt; aber in welchem standt ich auch sein mag, werde ich Eüch biß ahn mein endt von hertzen lieb behalten.
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Empfohlene Zitierweise:
Brief vom 12. September 1722 von Elisabeth Charlotte an Louise zu Pfalz
in: Briefe der Herzogin …, Hg. W. L. Holland, Band 6 (1881), S. 461–462
Onlinetext URL: https://www.elisabeth-charlotte.eu/b/d06b1361.html
Änderungsstand:
Tintenfass