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St Clou den 7 November 1722, 3 viertel auff 3 nachmittags (N. 2).
Hertzallerliebe Louise, ich hatte gehofft, mein wordt heütte
gantz zu halten können undt Eüch die zwey relationen zu schicken, alß
daß vom sacre
[1] undt daß fest von Viller-Cotteres
[2]. Daß erste
habe ich noch nicht bekomen können, aber daß zweytte werdet
Ihr in dießem paquet finden
[3] undt die andere post [werde ich] die
relation vom sacre schicken. Waß meine gesundtheit ahnbelangt,
so gehts noch sehr schlapies her, bin noch 6 mahl heütte von der
wüsten schwartzen galle gegangen, aber ich befinde mich doch ein
wenig beßer, habe weniger desgoust zum eßen undt ein wenig
mehr k[r]äfften in allem. Gott machs mitt mir, wie es ihm gefelt!
Ich bin zu alles bereitt. Es scheindt doch, alß wen es sich zur
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beßerung schicken wolte. Biß donn[e]rstag werdet Ihr ein weittern
bescheydt von meiner gesundtheit erfahren, aber dießen abendt muß
ich meinen brieff ein wenig kurtz abbrechen; den ich bin ein wenig
fatigu[ie]rt, daß ich den gantzen tag habe sprechen müßen; habe
unerhört viel vissitten bekommen, madame la princesse mitt ihr
enckel, der jungen printzes de Conti, so zu Port-Royal bleibt, den
conte de Thoulousse
[4], die princesse de Port
[5] undt duchesse de
Villar[s], mein vetter, der printz Talmont
[6] undt noch viel andere
mehr, bin so müde davon, daß ich kaum die feder halten kan, muß
wieder willen schließen undt nichts mehr sagen, alß daß ich Eüch
von hertzen lieb behalte.