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St Clou den donnerstag, 26 November 1722.
Hertzallerliebe Louise, ob ich zwar heütte in einem gar übellen
standt bin undt mitt allem continuirlichen brauchen taglich abnehme,
so will ich doch, so lang ich noch zu leben habe, mein wordt halten
undt keine post vorbey gehen laßen, ohne Eüch zu schreiben. Dieße
woch hatt wieder ersetzt, waß die vergangene woch verseümb[t]
hatte, den ich habe 3 von Ewern lieben schreiben entpfangen. Aber
mitt der antwort wirdt es schlecht hergehen, den mein leben bin
ich nicht so schwach geweßen, alß ich nun bin. Daß ist auch kein
groß wunder, den ich, die daß eingeweydt gar delicat habe, man
gibt mir alle morgen undt abendts waß ein seyder vergangen
sontag. Ich fühle, daß es mir die seel auß dem leib zicht, mögte mich
woll in die andere welt wandern machen, welches eben kän
[1] gar
groß unglück, wens nur geschwindt undt ohne große schmertzen
geschehen könte; den die warheit zu bekenen, so verlaydt mir dieße
lange kranckheit daß leben unerhort. Aber außer meiner
kranckheit habe ich noch waß auff dem hertzen, so mich recht zu hertzen
geht, unßer arme alte marechalle de Clerembeault
[2], so gar kranck
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ahn einem husten ist undt daß helle bludt speit; hatt sich heütte
wollen nach Paris führen laßen, aber sie ist kaum in der kutsch
geweßen, so ist sie rack ohnmachtig geworden. Ich fürchte also,
daß es geschwindt ein boß endt nehmen wirdt, welches mich recht
von hertzen leydt ist; aber mitt 88 jahr[e]n kan man nicht weit
gehen, man stirbt auch woll junger. Aber hiemitt genung von
dießen trawerigen undt langweilligen sachen, last unß von waß
anderst reden! Ich habe, habe sehr vor Ewere niepcen solicittirt; mein
sohn sagt, er wünschte von hertzen, ihnen, wie sie es wünschen
mogten, helffen zu können; allein in dießer sach wehren
reglementen gemacht, so er nicht überschreyten [könne], wolle doch sein
bestes thun, daß Ewere niepcen so wenig verliehr[e]n mogen, alß
immer möglich sein wirdt. Morgen wirdt man mir wider eine
medecin geben, ob zwar, waß man mir heütte geben, mich 5 mahl
purgirt hatt. Ich glaube, man wirdt mich endtlich die seel auß
dem leib purgiren; den ich fühle, daß ich täglich schwächer werde,
undt alle meine kräfften vergehen undt nehmen taglich ab. Ohne
eine sonderlich miraquel
[3] kan ich nicht geneßen, aber biß ahn
mein endt werde ich Eüch doch von hertzen lieb behalten. Ich
schicke Eüch hirbey, umb Eüch zu amussiren, liebe Louise, daß
fest von Chantilli
[4]. Daß hertz ist mir so schwer heütte, daß ich
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ohnmoglich einen länge[re]n brieff schreiben kan. Aber seydt
versichert, hertzliebe Louise, daß, so lang ich meinen natürlichen
verstandt behalten werde, werde ich Eüch von hertzen lieb behalten!